Ja, is denn scho wieder drumherum?

Ja, is denn scho wieder drumherum?

Tatsächlich! 2018 sogar schon im 20. Jahr! Von 17. bis 21. Mai in Regen

Text und Interviews: Eva Geiger-Haslbeck Fotos: Johannes Haslinger, Michael Lukaschik, Herbert Pöhnl, Roland Pongratz, Martin Hof, Karl-Heinz Paulus

Es gibt kaum ein Ereignis, auf das sich Volksmusikanten so sehr freuen wie auf das drumherum in Regen. Alle zwei Jahre wird die niederbayerische Kleinstadt über das ganze lange Pfingstwochenende in einen fröhlich vor sich hinblubbernden Schmelztiegel aus Musik, Tanz und Gesang verwandelt. Roland Pongratz organisiert das drumherum von Anfang an – als echtes »Familienprojekt«, wie er uns im Interview erzählt. Der Redaktionsleiter der »zwiefach« ist ganz schön eingespannt mit der Organisation von Konzerten, Genehmigungen, Unterkünften und Gastronomie – letztlich wird aber, so sind wir uns sicher, auch in diesem Jahr alles rund laufen in Regen. Wir freuen uns schon!

Das »Wacken der Volksmusik« wird das drumherum manchmal genannt. Ganz so wuid wie in Schleswig-Holstein gehts im beschaulichen Regen eher nicht zu – aber die Stimmung, die ist wirklich unvergleichlich. Nirgends sonst treffen so viele Volksmusikbegeisterte zusammen: aktive Musikanten, Zuhörer, Zuschauer, Tänzer, Sänger und die buntesten Zaungäste. »351 Gruppen haben sich bisher angemeldet«, erzählt Lisa Ditz, die Roland Pongratz als Projektmanagerin bei der Festivalorganisation unterstützt. Wie bringt man eigentlich so viele Musikanten unter einen Hut?

»Das frage ich mich auch oft«, sagt Lisa. »Hier spielt aber die Erfahrung von Roland, seiner Mutter und seiner Frau eine wichtige Rolle. Sie haben über die letzten 20 Jahre allerhand ausprobiert, Listen erstellt und Einteilungsmechanismen erarbeitet. Seit ich 2013 mit ins Team eingestiegen bin, haben wir diese Erfahrungen gebündelt und in die digitale Welt übertragen. Wir haben zum Beispiel eine Online-Anmeldung eingerichtet, die alles abfragt, was wir wissen müssen. Das ist manchmal für die Musikanten mühsam, wenn sie sich durchklicken müssen, für uns aber sehr wichtig, um planen zu können. Mittlerweile haben wir auch ein eigens auf uns zugeschnittenes Künstlerverwaltungssystem, das je nach unseren Bedürfnissen ständig verbessert wird. Mit diesem System kann ich genau die Sachen herausfiltern, die gerade für die Planung notwendig sind – seien es Übernachtungen, mögliche Auftrittszeiten oder Überschneidungen der Gruppen. Das erleichtert die Planung natürlich ungemein!« Man sieht: Das drumherum geht mit der Zeit, auch bei der Organisation. Natürlich müssen solche Strukturen erst mal wachsen.

Ein Haufen Ideen – und ihre Umsetzung. Woher kommt das drumherum?

Roland Pongratz erinnert sich schmunzelnd an die Anfangszeiten. Die Idee zum Festival entstand aus Begeisterung über allerhand Veranstaltungen im In- und Ausland. Ein Festival für traditionelle Musik – so was muss es doch auch in Deutschland, in Bayern geben! Agiert wurde aber zunächst ein bisserl aus dem Bauch heraus. Roland Pongratz: »Ein richtiges Konzeptpapier, wie man sich das so vorstellt, gab es eigentlich nie. Es gab einen Haufen Ideen in meinem Kopf. Bei einem Harmonikafestival in den Pyrenäen hatte ich zum Beispiel mitbekommen, wie traditionelle Volksmusik ein ganzes Dorf beleben, ja fast überschwemmen konnte. Beim Alpenländischen Volksmusikwettbewerb in Innsbruck konnte ich viele Gleichaltrige aus unterschiedlichen Regionen kennen lernen und mit ihnen in den Gängen des Kongresszentrums kreuz und quer musizieren. Und bei vielen Lehrgängen, Seminaren, Gesprächen und langen Nächten des Musizierens habe ich gespürt und gelernt, dass in der traditionellen Volksmusik viel mehr Kraft, viel mehr Vitalität steckt, als das bei ›normalen‹ Sänger- und Musikantentreffen vermittelt werden kann.«

Die Begeisterung war geweckt. Aber: Wo macht man nun so ein Festival? Eines, das den ganzen Ort und dessen Umgebung in seinen Bann zieht – mit Volksmusik? »Erst mal habe ich angefangen, für die räumlichen Verhältnisse von Regen Veranstaltungen zu stricken, bei denen sich die Sänger und Musikanten mit ihren verschiedenen Vorlieben wohlfühlen könnten. Es sollte auf keinen Fall eine Veranstaltung für einen bestimmten Liebhaberkreis werden, sondern alle ansprechen, gerade auch meine Altersgenossen. Drum gings gleich am Anfang auch raus aus den Sälen, in den Kurpark, auf den Stadtplatz, in Hinterhöfe. Die Sänger und Musikanten sollten das Fest zu ihrem Fest machen, ich wollte nur den Rahmen vorgeben und ihnen den roten Teppich ausrollen. Das Ganze hab ich dann mit ein paar netten Publikumsbringern, etwa einem großen Kunsthandwerkermarkt, und speziellen Angeboten für die Aktiven, zum Beispiel die Internationale Volksmusikmesse oder Workshops, garniert – und fertig war das ›Konzept‹. Freilich wurde es im Lauf der Jahre immer wieder mal angepasst und ein wenig erweitert, aber die Grundsätze von damals sind bis heute die gleichen.«

Wacken war nicht der Plan – gmiatlich solls sein

Nicht nur die Besucher strömten seitdem alle zwei Jahre immer zahlreicher nach Regen – auch die Musikanten kamen. Immer mehr Platz wurde gebraucht, neue Auftrittsmöglichkeiten, neue Ideen. Wichtig dabei war Roland Pongratz immer, dass die Bedingungen für die aktiven Musikanten stimmen. »Es gab bei uns nie einen Gedanken an eine riesige Showbühne auf einem großen Festplatz mit mächtiger Beschallung. Wir versuchen, den Volksmusikanten das Umfeld zu bereiten, in dem sie sich wohlfühlen, in dem ihre Musik und ihre Art des Musizierens am besten zur Wirkung kommt.« Dafür wünschen wir auch 2018 wieder gutes Gelingen – und sind uns sicher: Es wird gmiatlich, auch im 20. drumherum-Jahr!

Infos zum Festival und zum, etwas anderen, Programm 2020 gibt es wie immer unter www.drumherum.com .