»Ton ab. Kamera läuft. Und bitte!«

»Ton ab. Kamera läuft. Und bitte!« Bei Dreharbeiten aufgeschnappt

 

Liebe Sänger & ­Musikanten, liebe Leserinnen & Leser!

Es muss irgendwann in den 1990er Jahren gewesen sein, da durfte ich mit meinen Musikantenkollegen erstmals für ein Fernsehteam aufspielen. Traudi Siferlinger drehte damals eine Sendung mit Musikanten rund um den Arber. Wir waren für nachmittags einbestellt, mit entsprechendem Vorlauf, schließlich sollten wir ja nicht zu spät kommen und Vorbesprechung, Maske, Kameraprobe … würden schon ein Weilchen in Anspruch nehmen, wurde uns vorab mitgeteilt. »Woaßt Du, wås de Haufa Leut’ då måchan? Då wurlts ja grad a so!«, fragte mich einer meiner Musikantenkollegen ob der regen Betriebsamkeit am Set im sonst doch eher beschaulichen Gasthaus Zwieselerwaldhaus. Nein, Gäste waren keine da, die Leute gehörten quasi alle zum Fernsehteam. Wir staunten! Was für ein Aufwand!

Daran hat sich bei den Produktionen für den Außenstehenden augenscheinlich bis heute nicht viel geändert. Es sind viele Dienste und Produktionsschritte nötig, bis alles perfekt im Kasten ist. Als Musikant wird man da schon mal ein wenig verunsichert, wenn einen statt der gewohnten Zuhörer nur Kameramänner und -frauen, Beleuchter, Kabelträger, Regieassistenten … anstarren und hoffen, dass nur ja kein Fehler passiert und nicht recht grimmig dreingeschaut wird, weil die Einstellung sonst nochmal gemacht werden muss. – Die Aufnahmen an jenem Nachmittag zogen sich übrigens bis in die frühen Morgenstunden, weil der Zeitplan durch diverse Pannen enorm in Verzug geriet – und das lag nicht an den Musikanten! Gut, dass einer der Kameramänner seinerzeit Joe Fröhlich hieß und durchaus namensgerechte Stimmung zu verbreiten wusste.
In Pandemiezeiten wurde viel daheim gedreht und gestreamt. Sicher hat sich so mancher fernseherfahrene Musikus gedacht, »des griagn mia locker hi, aa mit wenga bis går koa Leut’«. Die meisten wurden wohl schnell eines Besseren belehrt, wenn sie feststellen mussten, dass die Qualität der eigenen Musikfilmchen doch stark von denen des öffentlich-​rechtlichen Heimatsenders abwich. Da half auch das Hinzuziehen des ein oder anderen Bekannten oder das Nachrüsten beim technischen Equipment nur bedingt weiter. Es braucht einfach Profis für diesen Job, die ihr Handwerk gelernt haben und wissen, was sie wann und warum machen. Ich bin mir sicher, dass die echten Aufnahmeteams durch die jüngsten Erfahrungen in der Achtung bei manchem Musikanten gestiegen sind.
Unser »zwiefach«-Team ist übrigens auch schon wieder erweitert worden und darüber freuen wir uns sehr: Zukünftig ist auch der Bezirk Oberbayern durch sein Zentrum für Volksmusik, Literatur und Popularmusik bei uns in der Redaktion und im Magazin vertreten. Wir sind sehr glücklich über diese Bereicherung und irgendwie schließt sich damit der Kreis, denn unsere Publikation wurde ja 1958 als Sänger- und Musikantenzeitung von Wastl Fanderl, dem ersten Volksmusikpfleger des Bezirks Oberbayern, ins Leben gerufen wurde. Also juchezen wir nach Bruckmühl: Ad multos annos!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommerausklang!

Ihr Roland Pongratz