Urlaub mit einem Schuss Volksmusik
Leidenschaft und Begeisterung geben im Musikhotel Glieshof den Ton an
Mit Musiziertagen fing einmal alles an. 2016 feierte das musikbegeisterte Trio bestehend aus den Schwestern Stefanie und Carolin und ihrer Freundin Sibylle dann seinen ersten großen Erfolg, als sie beim Alpenländischen Volksmusikwettbewerb in Innsbruck mit »ausgezeichnet« bewertet wurden. Dabei kamen Steirische Harmonika, Hackbrett und Gitarre zum Einsatz, aber auch auf dem Klavier, der Klarinette und dem Waldhorn verstehen sie es immer wieder aufs Neue die Menschen mit ihrer Begeisterung für die Musik anzustecken. Andrea Iven sprach mit Carolin Heinisch über ihr Leben zwischen Hotel, Musik und atemberaubender Bergkulisse.
Interview: Andrea Iven Fotos: Familie Heinisch, Philipp Bromberger
- Liebe Carolin, wir haben Dich morgens an der Rezeption Eures Glieshofes kennengelernt, abends hast Du uns, auf Deiner Steirischen Harmonika verzaubert. Du bist gerade 20 Jahre alt geworden. Erzähl’ uns von Deinem schulischen, beruflichen und musikalischen Lebensweg. Deine Musikanten-Vorbilder Johanna Dumfart und Herbert Pixner, hast Du uns ja schon früher verraten.
Carolin Heinisch: Angefangen hat alles in der ersten Klasse der Grundschule, die ich in Matsch besucht habe. Meine Mutter hatte immer einen großen Traum und zwar, dass ihre Kinder anfangen, Ziehharmonika zu lernen. Sobald ich eine Harmonika halten konnte, suchte sie mir einen Lehrer. Bereits mit sechs Jahren begann ich bei Rupert Seidl mit dem Unterricht. Am Anfang war ich ehrlich gesagt nicht sehr begeistert davon, aber mit der Zeit lernte ich immer schönere Stücke und so kam die Freude, die ich bis heute habe.
Meine Mutter förderte und unterstützte mich jeden Tag und Rupert war begeistert von meinen Fortschritten, sodass er vorschlug, noch ein zweites Instrument zu lernen. Er war der Meinung, dass es das Beste sei, mit Klavierunterricht zu beginnen. Mit sieben Jahren fing ich an, bei Myriam Tschenett Klavier zu lernen. Ihre Tochter ist gleich alt und fing zur gleichen Zeit damit an. Zusammen übten wir viele vierhändige Stücke und machten auch mehrmals beim Wettbewerb prima la musica als Duo mit.
Die Mittelschule besuchte ich mit musikalischer Ausrichtung in Schlanders und dort hatte ich die Möglichkeit, mit einem Blasinstrument zu beginnen. Ich entschied mich für die Klarinette, sodass ich im Schulorchester mitspielen konnte – das war eine wunderschöne Erfahrung. Mir gefällt aber nicht nur die Musik, sondern auch das Gastgewerbe – es hat mich schon immer interessiert, deshalb besuchte ich die Hotelfachschule in Meran. Auch dort nutzte ich jede freie Minute, um zu musizieren.
In der Hotelfachschule lernte ich meine beste Freundin Sibylle kennen, sie spielt Gitarre und ihr Herz schlägt gleich für die Musik, wie meines. Sie kam dann zu unseren Musiziertagen ins Matschertal und wir fingen an, mit meiner kleinen Schwester Stefanie zu dritt zu spielen. So entstand die Glieshof-Musi. Wir übten für den Alpenländischen Volksmusikwettbewerb und hatten dann so manchen Auftritt zusammen. Nach dem Abitur hatte ich das Bedürfnis, wieder mehr mit Musik zu machen. Ich machte die Aufnahmeprüfung im Konservatorium in Bozen und studiere dort nun das zweite Jahr Volksmusik mit Hauptfach Ziehharmonika. Das erste Jahr war sehr schwierig, da durch die Corona-Pandemie alle Kurse online waren, aber wir schauen nun hoffnungsvoll in die Zukunft und denken, dass wir ab diesem Jahr wieder in Präsenz studieren und gemeinsam musizieren dürfen.
- Deine kleine Schwester Stefanie (14 Jahre) tritt schon in Deine Fußstapfen. Gemeinsam musiziert Ihr und unterstützt Eure Eltern im Hotelbetrieb. Stefanie besucht unter der Woche die Hotelfachschule und arbeitet am Wochenende bei Euch im Glieshof. Das Leben und Arbeiten in den Bergen verlangt einiges an Mut, Opfern und Kompromissen, oder?
Natürlich muss man oft Kompromisse eingehen, vor allem wenn das Hotel offen ist, stehen Freizeit und Familie hinten an. Man muss aber auch dazu sagen, dass es ein Geschenk ist, in der Familie zusammen arbeiten zu dürfen und dabei anderen Menschen eine Freude zu bereiten. Wenn das Hotel dann geschlossen ist, haben wir wieder Zeit, uns voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren.
- Euch hat die Corona-Krise auch hart getroffen. Ihr wart gerade mit Eurem Umbau fertig, als sie zuschlug. Ich habe aber mitbekommen, dass Ihr diese Zeit auch sehr genossen habt. Ganz allein auf dem Hof und in den Bergen. Wie war das für Dich? Habt Ihr viel musiziert?
Ja, es war schön, die Zeit in der Familie genießen zu können und uns wurde auch nie langweilig, zwischen Homeschooling und Musizieren hatten wir immer etwas zu tun. Auch das gemeinsame Kochen in der Familie machte uns viel Spaß. Es war eine ruhige, angenehme Zeit, doch nach zehn Monaten Zwangsschließung konnten wir es dann alle nicht mehr erwarten, die ersten Gäste wieder bei uns begrüßen und verwöhnen zu dürfen. Nach so einer langen Pause schätzt man die Arbeit und den sozialen Kontakt dann wieder um so mehr. Auch das Musizieren gibt einem viel mehr, wenn man es teilen und anderen Menschen damit eine Freude bereiten kann.
- Schon während des Frühstücks waren Harmonikaklänge zu hören. Irgendjemand hat scheinbar geübt, denn manchmal klang es durcheinander, aber trotzdem sehr freudig und unterhaltend. Mit Christof Amenitsch habt Ihr einen Harmonikalehrer vor Ort. Wie sieht Euer musikalisches Konzept für den Glieshof und Eure Gäste aus? Wollt Ihr weitere Instrumenten-Kurse anbieten?