»Peaschtln laffn« in Breitenbach am Inn

Magischer Brauch im Tiroler Unterland:

»Peaschtln laffn« in Breitenbach am Inn

In der Unterländer Tiroler Gemeinde Breitenbach am Inn wird der uralte Brauch des Peaschtln laffn noch heute so gelebt wie vor hunderten von Jahren. Der Brauch wird nicht von Kitsch und Kommerz geprägt, sondern bei den Breitenbachern steht echte Nachbarschaftspflege im Vordergrund. Die traditions- und brauchverliebte Breitenbacherin Barbara Moser, die das Peaschtln laffn bereits in zwei Büchern ausführlich dokumentiert hat, stellt den Brauch vor.

Text und Fotos: Barbara Moser

Ein starkes Knistern ist in der Stube zu spüren. Erwartungsvoll schauen die Kinder zum Fenster hinaus. Die Ohren der gesamten Familie, von den Kleinsten bis zu den Großeltern, sind gespitzt. Schon den ganzen Tag begleitet Unruhe, ja eigentlich helle Aufregung das Leben am Bauernhof. Bald wird die erste Pass eintreffen. Die Düfte von Glühwein, eigens zu diesem Anlass zubereiteten Peaschtl-​Tees und Obstler erfüllen die Stube. An manchen Peaschtl-​Tagen bedeckt frischer Schnee die Felder und Straßen und der Vollmond steht hoch am Himmel. Dann kann man sogar die Schatten der einzelnen Peaschtln erkennen, die die Männer der ankommenden Pass vorauswerfen.

Peaschtln faszinieren

Die Pass trommelt von Haus zu Haus. Voran geht die Hex’, ihr folgen Trommler, Blaser und Hupfer. Die Peaschtln üben eine magische Faszination aus. Wenn man die Peaschtln schon hört, steigt der Puls und das Herz schlägt schneller. Das kleine Mädchen an der Hand der Mutter bekommt Gänsehaut. Und sogar die gestandene Bäuerin ist nervös, selbst wenn der eigene Sohn mit seiner Pass kommt. Das Trommeln, Blasen und Glocken- und Schellengeläute birgt etwas Mystisches, das sich schwer erklären lässt.

Höhepunkt im Brauchtumsjahr

Wie jedes Jahr gehen am 5. und 6. Dezember über 49 Passen in Breitenbach am Inn gemeinsam Peaschtln laffn. Neun Kinder-​Passen, fünf Jugend-​Passen und 35 Passen mit erwachsenen Männern. So sind im 3.695 Einwohner zählenden Ort über 600 Männer und Buben beim Peaschtln laffn mit dabei. Jeder Pass geht eine Hex’ voran. Ihr folgen die Trommler mit ihren riesigen ausrangierten Benzin-​Tanks und hölzernen Trommel-​Knitteln, dann folgen die Blaser mit Bockhorn oder Signalhorn und zum Schluss die Hupfer mit den riesigen Schellen und Glocken. Beim Ankommen am Hof wird laute Musik gemacht. Es wird kräftig getrommelt, geblasen und die Hupfer springen so hoch sie können. Das bringt den Besuchten Glück und reiche Ernte. »Je höher die Peaschtln hupfen, desto höher wachsen das Getreide, der Mais, die Früchte und Feldpflanzen.« Neben der guten Ernte hupfen die Peaschtln auch für das Glück am Hof möglichst hoch. Die Hex’ kehrt beim Rausgehen aus, so entfaltet der magische Brauch seine Wirkung.

Ein Ort im Ausnahmezustand

Niemand im Dorf bleibt unberührt. Ein Ritual das sich Jahr für Jahr wiederholt. Aber ausnahmslos am Nikolausabend, dem 5. Dezember, und am Nikolaustag, dem 6. Dezember. Niemals würde eine Breitenbacher Peaschtl an einem anderen Tag den Brauch ausüben...

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Filmdoku vom Peaschtln laffn