Meine Meinung

Seit geraumer Zeit gibt’s immer wieder Schlagabtausche zwischen den Tradimixern und den Volksmusiktaliban. Auf der einen Seite stehen die, denen der zu laxe Umgang mit der Tradition vorgeworfen wird, sie werden als Nestbeschmutzer und Verräter an der Überlieferung hingestellt. Auf der anderen Seite befinden sich die Verfechter traditioneller Werte und Anschauungen in Bezug auf Musik und Volkskultur. So mancher von ihnen Gescholtene spricht von der Volksmusikpolizei.  Obwohl beide Lager die gleiche Basis pflegen, nämlich den kreativen Umgang mit bayerischer Musikkultur, scheint das Tischtuch manchmal arg rau zerschnitten. Von der sprichwörtlichen Liberalitas Bavariae ist man da oft weit entfernt.

Kommt es zur offenen Diskussion, kann jeder seinen Standpunkt vertreten und das ist gut so. Für jede Seite gibt’s ein Für und Wider und bei genauerem Hinschauen – das muss man halt auch wollen und sich dafür Zeit nehmen – stellt man schnell fest, sooo weit sind die verschiedenen Ansätze und Vorstellungen gar nicht voneinander entfernt. Das hat schon so manchen Sinneswandel eingeläutet oder wenigstens Verständnis für das Gegenüber geweckt. So soll es eigentlich sein.

Was aber gar nicht geht, sind diffamierende Anfeindungen, mit denen Sänger, Musikanten, Organisatoren, Redaktionen, Moderatoren u. a. z. T. namentlich an den Pranger gestellt werden, wie in der jüngsten Ausgabe der vom Bairisch-Alpenländischen Volksmusikvereins herausgegebenen Zeitschrift Musik & Tradition geschehen. Da wird wild spekuliert, Halbwahrheiten werden zusammengezimmert und ein Feindbild aufgebaut, gegen das es mit aller Macht anzukämpfen gilt. Die Gstudierten, allesamt Volksmusikverbrecher, die Blasmusikanten, lauter Traditionsverächter, und dann erst die Fernsehmoderatorin, eine ahnungslose Straßenmusikantin ohne Herz und Verstand. – Na, liabe Leut, so geht’s ned, weder im Großen, noch im Kleinen! – Ich glaube nicht, dass der Kiem Pauli, der Fanderl Wastl, die Roaner Sängerinnen, die Wegscheider, die Riederinger und wie sie alle heißen, solche ehrabschneidenden Einordnungen gutgeheißen hätten.  Hart in der Diskussion – einverstanden!, – aber verletzend und ausgschamt – auf keinen Fall!

Ich würde mir wirklich wünschen, dass alle sich im neuen Jahr an einen Tisch setzen und miteinander statt übereinander reden. Alle Beteiligten widmen sich einer der schönsten Nebensachen, die es gibt. Jeder hat seinen eigenen Weg gefunden. Jeder ist mit Leidenschaft bei der Sache. Aber der Ton macht die Musik und der muss stimmen! Nur so können alle gemeinsam für die nachfolgenden Generationen wieder ein nachahmenswertes Beispiel, ein Musterkofferl sein.

Roland Pongratz