Text: Miriam Arteaga
Fotos: Wikimedia Commons, Jeanette Brunner, Miriam Arteaga
Es war einmal...
Vergil berichtet uns in der Aeneis, wie König Euander dem Aeneas von seinem Land erzählt: Einst wurde es bewohnt von Faunen und Nymphen, sogar von einem Geschlecht, das knorrigen Eichen und Baumstümpfen entsprungen war. Daneben gab es Menschen, die nicht Recht und Unrecht kannten, nicht Sitte und Ordnung, nicht wussten, den Acker zu bebauen. Da kam – auf der Flucht vor seinem eigenen Sohn Jupiter, Saturn (von lat. saturare, sättigen/reichlich mit etwas versehen). Er nannte das Land Latium, denn es diente ihm als Versteck. Unter Saturn begann das Goldene Zeitalter – er befriedete die dortigen Bewohner, lehrte sie den Ackerbau, Weinbau und das sittliche Zusammenleben. Es war eine Zeit, die Horaz später wehmütig zurücksehnte. Und viel weiter in der Geschichte, nach Livius um 500 v.Chr., gedachte man dieser Zeit, wenn die Ernte vollendet war, mit der Feierlichkeit der Saturnalien. Man schmauste, feierte, und nicht nur das: Die gesellschaftlichen Verhältnisse kehrten sich um – Herren bedienten die Sklaven, Sklaven befahlen ihre Herren, denn zur goldenen Zeit Saturns hatte es keinen Unterschied zwischen den Ständen gegeben. Der Opferaltar wurde dort errichtet, wo später das Zentrum der Römischen Republik lag und wo man einen ganzen Tempel zu Ehren des Gottes errichtete. Noch heute finden wir Teile des Saturntempels, eingeweiht am 17. Dezember 497 v. Chr., auf dem Forum Romanum.
Doch die Saturnalien waren fast vergessen, als das Glück die Römer zu verlassen schien – 218 v. Chr. schaffte es Hannibal über die Alpen, die Karthager stellten sich in den Punischen Kriegen Rom von Süden her entgegen. Livius berichtet uns von mysteriösen Ereignissen in Sizilien, Praeneste (Palestrina) und Rom. Von Steinen, die vom Himmel fallen, war sogar die Rede. Die Priester empfahlen daraufhin, die Götter mit einem Festmahl zu besänftigen. Der Senat legte den 17. Dezember als Festtag der Saturnalien für die ganze Bevölkerung Roms fest. Von nun an herrschte während der Saturnalien Freiheit und Gleichheit für alle in Rom, Senatoren trugen statt Toga die Filzkappe freigelassener Sklaven, was Seneca in seinen Briefen an Lucillus über Ethik als »verkehrte Welt« beschreibt. Und, so fügt er hinzu, es kostete ihm »viel Kraft, angesichts des sich betrinkenden Volkes selbst nüchtern zu bleiben«. Ein Saturnalicus Princeps oder Rex bibendi forderte Personen von Stand zu nicht Standesgemäßem auf – Befehle eines gesellschaftlich Niedergestellten, denen die Togaträger zu gern nachkamen. Die Figur des Narren, der den Oberen Spitzen und Kritik zuteilwerden lässt, kennen wir bis heute. Die Saturnalien gingen bis zum 24. Dezember und wurden noch lange bis in die Zeit unter Kaiser Konstantin gefeiert, bis der christliche Klerus dem Treiben den Garaus machte.
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. (1 Kor. 13,1)
Doch natürlich ist es nicht so einfach, dem nach Vergnügung lechzenden Volk das Feiern vorzuenthalten. Seit jeher braucht der Mensch Rituale, besonders dann, wenn jahreszeitliche Phänomene wie die Wintersonnwende soziale Passageriten erfordern, wie sie in jeder Gesellschaft auftauchen. So ist es nicht selten, dass sich über Jahrhunderte – oder gar Jahrtausende – Festivitäten, Glaube und Rituale vermischen, sich zu Neuem verbinden und Altes wieder aufblüht. Die symbolische Umkehrung, die Inversion gesellschaftlicher Verhältnisse ist in zahlreichen Regionen auf der ganzen Welt bekannt.
Auch in der christlichen Kirche gab es Klerikerfeste, bei denen in einer »verkehrten Welt« Kinder- oder Narrenbischöfe gewählt wurden. Vermutlich hatte auch die Lektüre antiker Autoren ihren Teil dazu beigetragen, dass vorchristliche Fruchtbarkeitsfeste und volkstraditionale Elemente ihren Weg ins Mittelalter gefunden hatten. Und natürlich sprachen einige Gründe dafür, den Menschen vor der Fastenzeit ab Aschermittwoch noch einmal die Möglichkeit zum Feiern zu geben, zu essen, zu trinken und womöglich auch der Unmoral zu verfallen, denn: Die innere »Umkehr« muss ja einen tieferen Sinn erfüllen. Davor durfte man noch einmal zum Ausschank – zum »schanc« vor der »vast«, dem später das »-ing« des Faschings angehängt wurde. Dem Fleisch musste man Lebewohl sagen, »carne levare!« Der Narr hielt sich dabei beharrlich - darf den Spiegel vorhalten, er besitzt das Recht der ungestraften Ehrlichkeit. Eines seiner Attribute sind seit dem Mittelalter die Schellen an der Mütze – ein kleiner Hinweis auf Kor.13,1, der uns die tiefe Bedeutung des Narren erahnen lässt.
Obwohl als heidnischer Brauch lange von der Kirche verteufelt, hielt sich auch die Maskerade. Zurückgehend auf das griechische Theater zu Ehren des Gottes Dionysos hafteten der Maskierung die polytheistische Vorstellungskraft und die Idolatrie an. Dennoch wurde die Maske trotz zahlreicher Verbote langfristig Bestandteil der rituellen Übertretung vor der Fastenzeit. Dämonische Fratzen mit apotropäischer, also abwehrender Wirkung finden sich besonders im Alpenraum. In der Maskierung zeigt sich aber noch viel mehr: In ihrem rituellen Kontext stehen sich nicht nur Gut und Böse gegenüber, sondern auch die Menschen einer Gesellschaft, die über rollengebundenes Wissen um die Bedeutung der Maskierung verfügen, und jene Außenstehende, die sich der tieferen Bedeutung nicht im Klaren sind. Die Wiederholung derartiger Rituale zu bestimmten Zeiten des Jahres fördern die Gemeinschaft und die kulturelle Identität – das Wissen der Eingeweihten wird weitergetragen. Die transzendenten Wesen, die Vorstellungsformen (Tänze, Gesänge…) brauchen einen Kreis der Wissenden. Gesellschaftlich geregelt sind auch Herstellung, Aufbewahrung und das Tragen der Masken.
Aber, wir wollen nicht so tun, als ob sich hinter jedem bunten Faschingstreiben der Wille zur Erfüllung einer »inneren Umkehr« versteckt. Wir wollen den Ausnahmezustand, wir wollen es bunt treiben, wir wollen singen, tanzen – wohl wissend, dass die Zeit begrenzt ist, bis es wieder heißt: Musik aus, Fleisch weg, und zwar im doppelten Sinne. Denn über die Jahrhunderte hinweg kommt es zu Berichten erhöhter Geburtenzahlen zum Jahresende. Das war im antiken Rom als Folge der Saturnalien nicht viel anders als im München des 19. Jahrhunderts.
Giocco d´azzardo und Ridotto
Das gibt uns direkt die Möglichkeit, den Bogen nach Venedig zu spannen, wo der berühmteste Liebhaber der Welt sein »Unwesen« trieb: Giacomo Casanova! Doch der berüchtigte Venezianer, der seine eigenen Memoiren verfasste, gab uns nicht nur die Figur eines Frauenbetörers, er liefert uns auch interessante Informationen zum Venedig seiner Zeit, das sich selbst als Bollwerk der Freiheit sah. Casanovas Geliebte »M.M.«, traf sich mit ihm als Mann verkleidet und rief: »Heute kein Theater! Wir gehen zum Ridotto – lass uns unser Geld verlieren oder verdoppeln!« Im Venedig des 18. Jahrhunderts erfüllte die Maskierung also einen weiteren Zweck: Beim Spielen von Faraone, Bassetta und Biribissi nicht erkannt zu werden. Weder als Mann oder Frau (denn die vorgeschriebenen Roben waren lang und weit, die »baute« verbargen das Gesicht und den Kopf schmückte ein schwarzer Hut) noch als Teil eines Standes. So kam es, dass im Ridotto (italien. ridurre), einem »Rückzugsort«, jeder mit jedem zusammenkam. Ausländische Aristokraten wie der dänische König »Federico IV« saßen mit Handwerkern beisammen und verzockten Hab und Gut, nicht zu vergessen die Anwesenheit der Kurtisanen. Berühmt war besonders der Palazzo Dandalo in San Moise, der als erstes Ridotto bekannt wurde und sich mit am längsten hielt. Die Regeln waren klar, es herrschte »massimo silenzio«, Maskenpflicht und aufgrund der anwesenden Bankhalter mit ihrer schwarzen Amtstoga und der standesgemäßen Perücke auch eine hohe Zahlungsmoral – sonst drohte Preisgabe seines Inkognito. Die Betreiber waren natürlich vermögende Nobili, und so hatte man sich in der Serenissima gut arrangiert. Doch manchmal, da verfiel so mancher Patrizier der Spielsucht und Venedigs Elite verlor mehr und mehr Geld und Besitz an Ausländer (- nachdem Casanova und M.M. 700 Zechinen verspielt hatten, tat Casanova, was Casanova tun musste: Er brachte sein Boot zurück, »maskierte sich erneut und ging wieder zum Ridotto«.) Und so mancher Abend im Ridotto endete mit einer blutigen Schlägerei. Als der Große Rat 1774 per Gesetz das Glücksspiel verbot, waren die Menschen geschockt. Die Abstimmung war so überraschend verlaufen, man sagte, dass Kardinal Mosignore und die drei Staatsinquisitoren den heiligen Markus um dieses Wunder angefleht hätten. So mancher Maskenbildner sah sich ruiniert, die Spielwütigen trafen sich von nun an in kleineren Casini, die es schon zuvor gegeben hatte. Hier gab es Musik und Konversation, und die Menschen wurden weiterhin magisch angezogen wie die Motten vom Licht. Casanova übrigens wurde von Papst Benedikt XIV. von der Fastenpflicht befreit, nachdem er eine so »amüsante Plauderei« mit ihm gehabt hatte. Und 1760 wurde Casanova vom Papst Clemens XIII. zum Ritter vom Goldenen Sporn geschlagen – in die Reihe dieser »Cavaliere« gesellten sich auch Christoph Willibald Gluck und Wolfgang Amadeus Mozart.
»Wer der Liebe Macht empfindet, kann ihr nicht mehr wiedersteh´n, Welch Freude, welch Entzücken, deine Hand wird mich beglücken! Alle Qualen sind verschwunden, stets soll man mich glücklich seh´n!«
Dieser Text stammt nicht aus den Memoiren des Giacomo Casanova, sondern aus der Opera buffa »La finta giardiniera« von eben jenem Wolferl, der laut seinem Vater Leopold 15jährig auf der Piazza San Marco um Mitternacht ein Sorbet geschlürft hatte und den, das ist kein Geheimnis, die Maskerade ganz besonders anzog. Drei Jahre später erhielt er vom Kurfürst von Bayern den Auftrag für ein »dramma giocoso«. Denn auch in München, »la citta piu nord d´Italia«, hatte man Gefallen am Ridotto gefunden. Nur war man hier weniger bereit, sich absoluter Ruhe auszusetzen.
Am 13. Januar 1775 (»Viva maestro«!) kam es in München zur Uraufführung der Karnevalsoper, woraufhin sich die Familie Mozart in den Münchner Fasching stürzte. Dank der strengen Maria Theresia war es in Wien nicht zu vergleichbaren Auswüchsen an Kostümbällen und Faschingstreiben gekommen. Kurfürst Max III. Joseph lieh sich dagegen in München den Sonntagsstaat des Lebzelters Wittenberger in der Weinstraße, um als Münchner Bürger dem Fasching beizuwohnen – wofür Wittenberger dann ein Wildschwein bekam. In München stand über der Kassenhalle des Rathauses geschrieben: »Für frohe Fest und werte Gäst bleibt uns allzeit ein guter Rest.« Und es hieß, wer ordentlich feiern wolle, der solle nach München zum Fasching gehen. Hier konnte Leopold als Portier wandeln, Wolferl als Friseurbub. Sie speisen tagsüber »Zum Goldenen Hirschen«, Nannerl wurde bei der Witwe des Hofkammerrats Franz Xaver Durst am Marienplatz einquartiert. Sie besuchten »Maskierte Akademien« im Redoutensaal an der Prannenstraße, der 1773 eröffnet worden war. Hier, im Hause des Grafen Seeau, gab es ein Rauch- und Billardzimmer, im ersten Stock einen Saal für kleinere Bälle und Konzerte, einen Speisesaal und mehrere Erfrischungszimmer, eine Bibliothek und »für die Konversation bestimmte Räume«. Der Redoutensaal wurde von 40 ionischen Säulen umzogen, die Decke war verspiegelt, es gab eine Theaterbühne mit Kulissen. Die Mozarts kehrten erst drei Monate später nach Salzburg zurück. Und in München wehte der Wind nun auch aus Frankreich. 1806 soll sich Napoleon höchstpersönlich zum Tanz in die Residenz begeben haben – kurz nachdem er Maximilian I. Joseph zum ersten Bayerischen König gemacht hatte.
»Für frohe Fest und werte Gäst bleibt uns allzeit ein guter Rest.«
Der Redoutensaal in der Prannengasse musste aus Platzgründen der Städteversammlung weichen. Ohnehin war das ausgelassene Treiben dem Minister Graf von Montgelas ein Dorn im Auge. Und der Münchner Polizeidirektor sah sich gezwungen, harte Maßnahmen gegen die Münchner Festgesellschaften zu ergreifen – so mussten 35 Fiacres mehr auffahren, über die Isarbrücke wurde niemand mehr geführt, der nicht bekannt war. Unsittliche Masken führten zur Verhaftung und wer Fenster einschlug, wurde mit Geldbuße belegt. Und überhaupt, wo käme man hin, wenn sich Grafen zu Metzgern gesellten. Die »Musikalische Akademie« zog ins Nationaltheater. Doch König Ludwig I. kannte seine Münchner und ihren Wunsch nach Vergnügen – er gab im Dezember 1826 den Auftrag zum Bau eines »Concertsaals«, Odeon genannt. Ein 400 Personen fassendes Parterre und eine ringsum laufende Galerie für weitere 200 Personen, mit Oberlichtern und Glaslicht versehen. Hier konnte die Musikalische Akademie konzertieren – ab 1847 unter Hofintendanten Graf von Pocci dann auch unentgeltlich. Es kam zu immer größeren Konzerten unter immer größeren Namen. Unter Ludwig II. (1864) wurde Richard Wagner berufen, 1876 Johannes Brahms, später wurden Bruckner, Strauß, Grieg, Debussy und Strawinsky aufgeführt. Am Abend des 17. Juni 1943 spielte man dort zum letzten Mal Beethoven und Schubert, ehe das Festgebäude der Münchner am 25. April 1944 vollständig zerstört wurde. Und auch das Alte Rathaus, wo sich schon im Mittelalter nach seiner Erbauung 1470 der Tanzsaal der Münchner Bürger befunden hatte, wurde zerstört.
Zurück zu den Anfängen
Hundert Jahre zuvor jedoch war man ausgelassen – eine Maskierte Akademie folgte der nächsten. Mit Pantomimen, Dramen und Lustspielen. Auch kleinere Redouten in privaten Räumen waren auf der Tagesordnung: »Der Herr Lederfabricant Streicher beabsichtigt, einen großen Saalbau für Bälle, Concerte und Redouten herzustellen.« In der Bayerischen Sonntagszeitung und alten Chroniken finden sich unzählige Hinweise. Während man am Hofe sogar Hoftheater, Residenz und Odeon zu einem großen Maskenzug verband, tat sich eine weitere Szene hervor: Die Schwabinger Künstlerszene. Hatte sich der ursprüngliche Zweck der maskierten Umkehrung in der Gesellschaft seit Aufhebung der Stände nivelliert, so suchte man nach neuen Ausdrucksformen. Sie veranstalteten Feste zu Ehren von Künstlern, u.a. beschrieben in Gottfried Kellers Roman »Der gründe Heinrich«. Weitere Hochburgen waren das Deutsche Theater, das Künstlerhaus am Lenbachplatz, Löwenbräu oder der Münchner-Kindl-Keller. 1802 gründete sich die »Gesellschaft Musuem«, wo man Kunst und Musik pflegte, Bälle veranstaltete, aber auch Billard, Schach und Karten spielte. Zwei Jahre darauf wurde die »Gesellschaft Harmonie« und 1813 die »Gesellschaft des Frohsinns« gegründet, bis es am Ende 6 derartige Gesellschaften gab. König Max und Kronprinz Ludwig waren regelmäßig auf den Bällen zu Gast. 1825 berichtet ein Besucher der Stadt von den geschmackvollen Trachten. Es herrschte während der Anwesenheit des Hofes Maskenpflicht – zahlreiche Maskenverleiher in der Stadt verdienten daran. Die Themen der Bälle waren angelehnt an bekannte Romane aus der Zeit, wie »Ivanhoe« von Walter Scott oder »Aladin mit der Wunderlampe« aus Tausendundeiner Nacht. Im Palais des Herzogs Max in der Ludwigstraße waren teils 700 Gäste anwesend, und er selbst, unser Zithermaxl, spielte dazu. Er komponierte sogar eine Redouten-Polka und mehrere Quadrillen. Beliebt waren auch Galopp, Schottischer, Rheinländer und Kreuzpolka. Auch Walzer, Ländler oder die Maz+urka, der polnische Nationaltanz, wurden gespielt, die Polka war aus Böhmen über Prag und Wien zu uns gekommen. Ab 1870 entwickelte sich allmählich die typische Form der Francaise, die womöglich einen Vorläufer im »Tretenden Tanz« aus dem 15. Jahrhundert hatte. Daran hatten schon die Herzöge Stephan und Heinrich teilgenommen – so viele Bürger tanzten mit, dass die Wächter die leerstehenden Bürgerhäuser bewachen mussten.
Die Gesellschaften, die auch dem Simplicissimus, allen voran Reznicek, so viel Inspiration gegeben hatten, überlebten den Krieg nicht. 1949 gründete sich eine Volkstanz- und Singgruppe, die Fritz Herrgott leitete. Auf Empfehlung des Kiem Pauli wurde 1951 Toni Goth mit aufgenommen. Mit einem Teil dieser Musikanten gründete Toni Goth 1958 den Münchner Kreis für Volksmusik, Lied und Tanz e.V. Unter dem damaligen Volkskulturpfleger der Stadt München, Volker Laturell, kam es in den 1980ern zur Renaissance der Redouten, die dann von jenem Münchner Kreis unter Franz Mayerhofer weitergeführt wurden. Bis heute gibt es jedes Jahr zur Faschingszeit zwei Redouten – wieder heimgekehrt in das Tanzhaus der Münchner, den Alten Rathaussaal. Da erleben wir wieder rauschende Feste unter dem Tonnengewölbe mit den Ziergurten und den Schilden von Erasmus Grasser, die die Münchner Linie des Hauses Wittelsbach thematisieren, den Moriskentänzern und dem Wappenfries, das in 95 Einzelschilden die Ordnungsmächte der Welt in der Mitte des 15. Jahrhunderts zeigen. Wir können hier wieder einen Kostümball mit Musik und Maskerade begehen, und lassen diese alte Münchner Tradition aufleben – mit all ihren Einflüssen aus Italien und Frankreich, nennen es Münchner Redoute und tanzen Münchner Francaise.
Buchtipp: Volkskultur in München, Volker Laturell, ISBN: 9783927984639