Musikalische »Exporte« aus Franken
Teil 1 einer neuen »zwiefach«-Serie
Text: Elmar Walter
Was wäre Bayern ohne seine Traditionen? Dazu zählen natürlich nicht nur Trachten und Bräuche, sondern vor allem auch Musik. Gerade im Blasmusikbereich findet sich eine Vielzahl an Musikstücken, denen man gut und gerne das Prädikat »typisch bayerisch« verleihen möchte. Allen voran natürlich der Bayerische Defiliermarsch, gefolgt von vielen weiteren bekannten oder weniger bekannten Märschen: Da wäre der Mussinan-Marsch mit seinem imposanten Trio zu nennen, bei der die oft kolportierte »Bayerische Gemütlichkeit« auch musikalisch zum Ausdruck kommt. Oder aber auch der wunderbare Marsch Von der Tann, der dem bayerischen General Ludwig Samson Heinrich Arthur Freiherr von und zu der Tann (1815 – 1881) gewidmet und als Parademarsch dem Kgl. Bayer. 11. Infanterie-Regiment von der Thann zugeordnet wurde. Oder auch der festliche, ja schon fast symphonische Parademarsch Nr. 1, der dem Hause Wittelsbach gewidmete Marsch Hoch Wittelsbach oder der dem Märchenkönig höchstselbst zugeeignete Marsch König Ludwig II.
Es sind aber noch weitere Musikstücke zu nennen, beispielsweise der einem bekannten Fußballverein gewidmete F.C. Bayern-Marsch. Aber natürlich auch weniger rühmliche, dafür leider um so bekanntere Beispiele wie der Badonviller Marsch. Und auch über die Märsche hinaus gibt es solch typisch bayerische Musikstücke wie den Münchner Schäfflertanz aus dem Jahr 1886. Betrachtet man die Blasmusikliteratur des 20. Jahrhunderts etwas genauer, dann finden sich dort auch Genregrenzen sprengende Stücke wie Blauer Enzian, Gentleman oder Hoffmannstropfen. Doch all diese Stücke haben eines gemeinsam: ihre Komponisten stammen ohne Ausnahme aus Franken. Zwei möchte wir ihnen jetzt gerne vorstellen:
Kgl. Bay. Musikmeister Jacob Philipp Adolph Scherzer
Beginnen wir mit Adolph Scherzer, dem Komponisten des Bayerischen Defiliermarsches. Am 4. November 1815 wurde der kleine Adolph in Neustadt an der Aisch in die böhmisch-fränkische Musikerfamilie Scherzer hineingeboren. Die Familie Scherzer stelle für zwei Generationen die Stadtmusiker in Neustadt, darüber hinaus auch in Ansbach und Erlangen. Adolphs Vater, Johann Christoph Scherzer, war von 1807 bis 1832 Stadtmusikus in Neustadt und bildete seinen Sohn zum Musikgesellen aus.