Des wär ja glacht!

Des wär ja glacht!

 

Ein Gespräch mit der Künstlerin und Kabarettistin Amelie Diana über Geschlechterrollen im Humor und wo der Spaß auch aufhört.

Interview: Elke Richly und Magnus Kaindl Fotos: Christian Brecheis, Alan Ovaska, Josepha und Markus Wagner, Monacoshots

Amelie Diana Magdeburg beginnt ihre Laufbahn als scharfzüngig musikalische Stimme in München als Liesl Weapon beim Gstanzl-​Singen während ihres Studiums der Kunstgeschichte, Germanistik und Bayerische Kirchengeschichte. Mit dabei auf den Bühnen ihr Akkordeon Giuseppe, das sie seitdem treu auf alle Bretter der Welt begleitet.

Sie hängt ihre Arbeit bei einem internationalen Auktionshaus an den Nagel, veröffentlicht eine kabarettistische Video-​Kolumne über das Münchner Oktoberfest für eine große deutsche Tageszeitung, schreibt und singt Hörfunk-​Gstanzl für eine niederbayerische Schnapsbrennerei und tritt bei der Grünwald Freitagscomedy im Bayerischen Fernsehen auf.
Ihr Erfolgsprogramm, die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens auf Bairisch, entstand 2016. Seitdem tourt sie zusammen mit dem Schauspielkollegen Andreas Bittl erfolgreich durch ganz Bayern. Seit 2018 ist Amelie Diana auch als Solo-Künstlerin unterwegs, im Frühjahr 2022 wird ihr neues Programm Luft & Liebe Premiere feiern. In ihren besonderen Herzensprojekten engagiert sie sich unter anderem für den KulturRaum München, einem gemeinnützigen Verein, der Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen an einkommensschwache Münchner vermittelt, sowie als Botschafterin der Münchner Tafel.

  • Amelie, der Anteil der Frauen im Bereich Comedy/Kabarett ist immer noch im Verhältnis zu der Zahl der auftretenden Männer verschwindend klein. Hast Du eine Erklärung dafür?

Amelie Diana Magdeburg: Eine häufig diskutierte Frage. Meine Antwort darauf ist, den Ist-​Zustand als Momentaufnahme in einer positiven, gesamtgesellschaftlichen Entwicklung zu sehen. Kabarettistinnen und Kabarettisten bilden den Zeitgeist ab, sprechen das aus was andere Menschen sich denken. Sie provozieren, überspitzen und helfen der Gesellschaft beim Reflektieren. Frauen in dieser wichtigen Rolle genauso zu akzeptieren und wertzuschätzen wie Männer, ist im Endeffekt der gleiche gesellschaftliche Prozess, der Frauen vermehrt zu Führungspositionen in Wirtschaft und Politik verhilft.

Gleichzeitig braucht es dazu freilich die Frauen, die sich das zutrauen und die Nerven haben, sich gegen die alten Strukturen durchzusetzen. Ich glaube, dass wir schon auf einem guten Weg sind – die Zeit wird’s richten.

  • Welche Auswirkungen hat diese Quote Deiner Meinung nach in der Öffentlichkeit und für die Künstlerinnen und Künstler selbst?

Nun, die Quote kommt halt leider teilweise auch aus der Branche selbst. Es gibt schon noch viele Veranstalter, die Frauen allenfalls mal dazwischen streuen in ihren Spielplänen. So ein Veranstalter schaut natürlich als erstes nach Wirtschaftlichkeit und Sicherheit, was verständlich ist. Es führt aber leider dazu, dass ein paar wahrscheinlich richtig gute Frauen weniger Möglichkeiten haben, von Auftritt zu Auftritt in ihrer Arbeit zu wachsen. Und das Publikum hat weniger Möglichkeit, sich den Themen, Sichtweisen und Fragestellungen der Frauen zu öffnen, ihre Sehgewohnheiten anzupassen. Aber auch das wird sich mit dem gesamtgesellschaftlichen Prozess ändern – es wäre halt nur schön, wenn man diesen hier und da ein bisschen beschleunigen könnte.

 

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