Der südtiroler Zitherspieler Heinz Gamper
Text: Willi Huber Fotos: Archiv Heinz Gamper
Heinz Gamper ist ein äußerst vielseitiger Zitherspieler, eine Institution in der volkstümlichen Musikszene Südtirols. Zahlreiche Engagements führten ihn um die ganze Welt, im eigenen Studio produziert er seine Tonträger, die in vielen Sendungen in Funk und TV zum Einsatz kommen. Auch mit seinen inzwischen siebzig Lebensjahren ist er immer noch aktiv und voller Tatendrang. Gründe genug für Willi Huber, um sich mit dem sympathischen Südtiroler einmal zu unterhalten.
- Zither in der staaden Zeit – das ist eigentlich ein Klischee – wie kommst Du damit zurecht?
Das stimmt schon – aber sind wir doch mal ganz ehrlich, die Zither passt einfach in die Weihnachtszeit. Wenn es draußen kalt ist und die Dämmerung schon um fünf Uhr hereinbricht, dann ist es einfach schön, zur Zither zu greifen, sie auf einen blanken Holztisch zu stellen und ein paar alte Weisen zu spielen. Das schafft eine wunderbare Stimmung, die halt nur eine Zither herbeizaubern kann. Auch die alten Weihnachtslieder klingen immer wieder schön auf der Zither.
- Du spielst aber nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr über zu den unterschiedlichsten Anlässen, und wenn’s drauf ankommt, dann sind Deine Zither und Dein Repertoire alles andere als staad.
Man muss mit der Zeit gehen und in einem Hotel oder einem Restaurant werden eben auch andere Stilrichtungen erwartet. Viele Leute sind überrascht, wenn ich dann Filmmusik oder Musicalmelodien auf der Zither spiele.
- In diesem Fall verstärkst Du dann aber auch Deine Zither?
Ja, wobei die Verstärkung der Zither auch eine Kunst für sich ist. Sie soll ja immer noch nach Zither klingen und ich vermeide auch irgendwelches technisches Beiwerk wie Rhythmusgeräte etc. Der Klang der Zither alleine ist attraktiv genug, aber in größerem Rahmen muss man das Instrument verstärken.
- Das ist dann nicht mehr staad…
Nein, aber es ist auch interessant und zeigt die Vielseitigkeit der Zither. Es ist schön, an Weihnachten in der Kirche einen Chor zu begleiten, aber es ist auch schön, internationale Musik zu spielen. Ich hatte das große Glück, vor vielen Jahren zusammen mit dem Zitherbauer Gabriel Gruber ein Tonabnahmesystem zu entwickeln, mit dem man die Zither sehr gut aber auch geschmackvoll verstärken kann, ohne ihren ursprünglichen Klang zu zerstören.
- Du bist also ein Pendler zwischen den Welten, zwischen traditioneller Volksmusik und der traditionellen Unterhaltungsmusik.
Ja, genau! So muss es auch sein, wenn man vom Zitherspielen leben will. Ich verdanke der Zither viel, hatte durch meine vielen Engagements die Möglichkeit, vieles zu sehen, vieles zu erleben und natürlich auch die Welt zu bereisen. Ich sehe deshalb keinen Widerspruch zwischen Volksmusik und anderen Stilrichtungen. Schließlich ist alle Musik aus der Volksmusik entstanden, und die Volksmusik verschiedener Länder ist ja ebenfalls ganz unterschiedlich. Man isst ja auch nicht nur Schweinsbraten mit Knödel! Die Abwechslung ist wichtig.
- Wie steht es um die Zukunft der Zither in Südtirol?
Leider recht mager. Während noch in den 1950er Jahren z. B. im Dorf Tirol mit ca. 1.500 Einwohnern um die 50 Spieler aktiv waren, wird heute an vielen Musikschulen die Zither mangels Nachfrage gar nicht mehr angeboten. Ich freue mich, dass ich wenigstens meinen Kindern das Zitherspielen beibringen konnte.
- Gibt es vielleicht Gründe für das mangelnde Interesse?
Vielleicht gibt es zu extreme Tendenzen, einerseits hat man die »neue« Zither mit hohen Anforderungen an die Lernenden, auch in Bezug auf die Musikauswahl, andererseits gibt es die fanatischen Traditionalisten, die von der »reinen« Volksmusik nicht abweichen wollen. Beides ist nicht förderlich – ich bin froh, dass ich immer Solist war und mir dadurch die Unabhängigkeit bewahrt habe. Meine Karriere hat mir Recht gegeben, sonst wäre ich nicht seit mehr als 40 Jahren erfolgreich.
- Du verdankst Deinem Zitherspiel ein schönes und interessantes Leben.
Ja, und das im wahrsten Sinne des Wortes! Mein Großvater hat schon Zither gespielt, er hat eine kleine Zither im Rucksack in den ersten Weltkrieg mitgenommen. Im Feld hat er dann statt zu kämpfen für die Offiziere gespielt – das hat vielleicht sein Leben gerettet und ohne dieses Privileg würde ich heute womöglich gar nicht existieren.