kindsköpf: A boarischer Vormittag in da Grundschui

Ein kleiner Erfahrungs- und Anregungsbericht

Text: Josef Roßmeisl Illustrationen: Rupert Hörbst

 

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Als Pensionist hat man viel Zeit – vermuten die meisten, und so wird man immer wieder einmal gebeten, wenn Not am Mann ist, an einem Vormittag in der Grundschule aktiv zu werden. Keine Vorgaben von Seiten der Schule: »Du machst das schon!«

Als ich erfuhr, dass im Rahmen eines Wandertags ein Zoobesuch absolviert worden war, fiel mir das kleine Gedicht von Franz Ringseis ein: Aff auf da Giraff. Das war ein guter »Aufwärmer« für den geplanten Tanz zum Lied Rutsch hi, rutsch her. Nach kurzen Erklärungen zum Liedtext (evtl. als Merkhilfe Bilder aufhängen) gehts los. Der Wechselhupf bereitet den Kindern große Freude. Die einfache Tanzform lässt sich – entsprechend zum Text – ohne Probleme ein bisschen erweitern.
Zwischendurch (vor der nächsten Gruppe) ein jahreszeitlich und zur Klassenstufe passendes Lied – zum Beispiel Hopp mei Schimmerl oder Wo kloane Häuserl san – lässt die Kinder durchatmen. Zum Tanzlied Hansl, tanz mit mir (Melodie: Ennstaler Polka – kann abwechselnd von Mädchen und Buben gesungen werden) braucht es kaum Erklärungen. Auch Grüaß di God, Frau Nachbarin begeistert die Schüler so sehr, dass sie zum Ende der folgenden Pause alle Mitschüler einladen, im Schulhof gemeinsam zu singen und zu tanzen.

Stolze Gockel und lustige Hammerschmiedgselln

Mit den älteren Schülern versuche ich die Ennstaler Polka und hänge zur Textunterstützung passende Bilder auf. Beim Kikeriki, den wir zuerst als Lied kennen lernen, sind anschließend vor allem die Schauspieltalente der Jungen gefragt, die sich gern als »stolze Gockel« produzieren. Zur Auflockerung zwischendurch tragen die Strophen der Mühlengeister-​Polka bei, die eine dritte Klasse dermaßen inspirierten, dass diese mir umgehend neun selbstverfasste neuerdachte Strophen zukommen ließ.

Weil mittlerweile (zufällig?) die Jugendleiterin des örtlichen Volkstrachtenvereins eingetroffen ist, fällt es nicht mehr schwer, die Figuren zum Bauernmadl vorzuzeigen. Und beim gemeinsamen Tanzen und Singen ist es für die Kinder leichter, sich am Beispiel der Erwachsenen zu orientieren. Zum Abschluss des Vormittags versuchen wir mit den älteren Kindern das rhythmische Klatschen zum Lied von De lustign Hammerschmiedgselln. Es hat sich bewährt, zuerst nur das Klatschen zu üben und erst später dazu zu singen. Und weil es so reibungslos klappt, können wir sogar noch das Klatschen für Fortgeschrittene versuchen. Die Schüler waren mehr als stolz, als dies reibungslos funktionierte.
Als sich viele Eltern mittags zum Abholen ihrer Kinder eingefunden hatten, wollten diese sie unbedingt am Erfolg des Vormittags teilhaben lassen und präsentierten spontan Teile des zurückliegenden Programms. Hier ein herzlicher Dank an einen verständigen Schulbusfahrer, der geduldig die Verzögerung hinnahm.
Insgesamt war der Vormittag vor allem in Bezug auf die Integration von Schülern mit Migrationshintergrund sehr gewinnbringend, denn gerade der bayerische Dialekt wirkt mittlerweile auch auf viele bayerische Schüler gewissermaßen wie eine Fremdsprache – trotz vielfältiger Bemühungen der bayerischen Staatsregierung verschwindet der gesprochene Dialekt leider zunehmend aus dem Alltag. Und so herrschte den ganzen Vormittag über ein angenehmes Miteinander.

 


 

Rutsch hi, rutsch her ­wurde dem umfangreichen Ordner Hans bleib do (konzipiert für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Vereinen) des Bayerischen Waldgaus entnommen. Er enthält 24 Jugendtänze, 26 Kindertänze, 11 Spiellieder, 26 Lieder, 16 Gruppenspiele, 6 Bastelvorschläge, 7 internationale Tänze und 17 kindgerechte Flötenstückl. Neben den Noten und Tanzbeschreibungen sind im Gesamtpaket auch 3 Begleit-​CDs enthalten. Bezugsquelle: Bayerischer Waldgau, ­www.­bayerischer-​waldgau.de