Eine Spurensuche

Florian Pedarnigs »Dem Land Tirol die Treue«

Text: Elmar Walter  Fotos: Archiv Peter Kostner

Er findet sich in den Katalogen fast jedes einschlägigen Blasmusikverlages: Der Marsch Dem Land Tirol die Treue von Florian Pedarnig. Hymne, Hit und Heimatlied zugleich. Und passend für fast jeden Anlass, wie der Online-Shop des Musikverlags Rundel verrät:

»Festzelt, Stimmungsmusik, Geburtstag, Jubliäum, Konzert, Open Air, Platzkonzert, Serenade, Ständchen, Unterhaltungsmusik, Show, Zugabe.«1 Und vermutlich ist dieser Marsch auch tatsächlich zu all diesen Anlässen bereits erklungen. Ernst Mosch hat einmal gesagt: »Rosamunde können sie überall hören – zum mitsingen, zum mitgrölen.«2 Hätte der Marsch zu diesem Zeitpunkt seinen Siegeszug durch die Blasmusikszene bereits angetreten, so hätte Mosch vermutlich nicht auf Rosamunde sondern eben auf Dem Land Tirol die Treue verwiesen. Aber genug der Mutmaßungen – lassen Sie uns einen Blick werfen auf den Komponisten dieses außergewöhnlichen Marsches.

Zunächst könnte man fast vermuten, der Marsch wäre ein so genanntes One-Hit-Wonder, eine Eintagsfliege und damit der einzige große Erfolg des Komponisten. Doch das würde weder dem Marsch noch dem Komponisten gerecht.

 

Bergbauernbub, Volksmusikant und Landeskapellmeister

In einer kleinen Gemeinde in Osttriol ist Florian Pedarnig geboren – in eine Großfamilie mit 16 Kindern hinein, für die Musik stets eine große Rolle gespielt hat. Die Familie lebte und bewirtschaftete den Kraßhof in Schlaiten, der Vater Florian sen. war nicht nur der Tate und Bauer, sondern auch ein künstlerisch begabter Mensch und kreativer Kopf – Eigenschaften, die er seinen Kindern durchaus vererbte. Die Mutter Frieda sorgte für eine gute Erziehung und ein Heim mit viel Liebe – durchaus eine Besonderheit in der arbeits- und entbehrungsreichen Zeit während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Florian Pedarnig verlebte somit zwar eine arbeitsreiche, bescheidene aber wohl auch sehr schöne Zeit in seiner Familie. Geboren wurde er am 17. Februar 1938 in Schlaiten/Osttirol. Mit zwölf Jahren erhielt er seinen ersten Musikunterricht auf der Klarinette. Nicht zuletzt aufgrund seines außergewöhnlichen Talents wurde er mit 17 Jahren Kapellmeister seiner Heimatgemeinde Schlaiten. Am Konservatorium der Stadt Innsbruck studierte er Waldhorn, Kontrabass und Musiktheorie. Während dieser Zeit spielte er zudem vier Jahre bei der Militärmusik Tirol unter Kapellmeister Siegfried Somma. Die Aufnahmeprüfung absolvierte er zunächst mit der Klarinette. Mit diesem Instrument hatte er jedoch aufgrund vieler anderer Bewerber keine Chance, deshalb spielte er kurzerhand mit einer geliehenen Ventilposaune nochmals vor und bestand.

Am 1. Januar 1963 wurde Florian Pedarnig als Kontrabassist im Tiroler Symphonieorchester engagiert. Ab 1964 war Florian Pedarnig Hornist und Kapellmeister-Stellvertreter der Stadtmusikkapelle Wilten, die in jenen Jahren unter der Leitung von Sepp Tanzer stand. Von 1988 bis 1992 war er Kapellmeister der Postmusik Innsbruck, anschließend Kapellmeister der Bundesbahnmusikkapelle Innsbruck. Bis 1965 studierte Pedarnig in München weiter, um sein Wissen und Können zu erweitern.

1974 gründete Florian Pedarnig zusammen mit weiteren Musikanten, darunter Peter Moser und Franz Posch, die Tiroler Kirchtagmusig. 1980 wurde er neben seiner Tätigkeit beim Tiroler Symphonieorchester zum Landeskapellmeister des Tiroler Blasmusikverbandes ernannt und folgte damit direkt auf Sepp Tanzer. Auch war er dessen Nachfolger als hauptamtlicher Volksmusikreferent und später freier Mitarbeiter des ORF Tirol. Für diese Tätigkeit wurde er zunächst für ein Jahr vom Tiroler Symphonieorchester freigestellt. Nach Ablauf dieses Jahres kehrte er in Symphonieorchester zurück – das Musizieren fehlte ihm zu sehr.3 Sein Nachfolger als Volksmusikreferent und beim ORF Tirol wurde niemand geringeres als Peter Moser. Er leitete u. a. das Blasorchester des Konservatoriums Innsbruck (Abteilung X des Mozarteum Salzburg) sowie den Kirchenchor Kolsass.4

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