Wås sing ma denn im Fasching?
Ein Lied für die fünfte Jahreszeit
Text: Birgit Tomys
Maschkera« ist ein Wort für eine traditionelle regionale Verkleidung zur Wintervertreibung, hat sich aber in manchen Gegenden auch als Bezeichnung für »Faschingsgaudi« im Allgemeinen oder für Faschingsveranstaltungen eingebürgert.
Rein musikalisch betrachtet eignet sich das Wort jedenfalls hervorragend, um daraus Musik zu machen: Sprechen Sie doch einmal das »Maschkera« mit einer herzhaften Betonung und Dehnung auf der ersten Silbe (»Masch«), verschlucken Sie die zweite Silbe (»ke«), und lassen Sie Lautstärke und Tonhöhe der dritten Silbe (»ra«) sinken. Wenn man viele dieser »Maschkeras« aneinander reiht, ergibt sich daraus nicht nur ein beachtliches, schlagzeugartiges Grundgerüst, man hat auch gleich eine Sprech- und Rhythmusübung gemacht, die den ternären Rhythmus des Liedes vorbereitet (siehe Sprech- und Rhythmusübung). Und genau so könnte eine Hinführung zum Lied »Maschkera« aussehen.
»Ois wås gehst denn Du im Fasching?«
Die Faszination Fasching wird in diesem Jahr für viele Kinder anders sein als sonst. Ein Gespräch kann Erinnerungen wecken und Sehnsüchte aufzeigen: Woran erinnerst Du Dich aus dem letzten Fasching? Was gefällt Dir am Fasching? Als was würdest Du Dich gerne verkleiden und warum? Welche Kleidungsstücke und Utensilien brauchst Du für eine bestimmte Verkleidung? Im Gruppenunterricht mit Kleinkindern ist das eine gute Gelegenheit, um unsicheren Wortschatz zu festigen (»Aha, du sagst, ein Cowboy braucht ein Lasso: Erklär’ mal den anderen Kindern, was ein Lasso ist.«) und neuen Wortschatz einzuführen (»Eine Prinzessin hat ein Szepter. Das habt ihr bestimmt schon mal in einem Film oder auf einem Bild gesehen: Könige, Königinnen und natürlich auch Prinzessinnen haben einen Stab aus Gold, Silber und Edelsteinen. Der zeigt den anderen Leuten, dass sie wichtige Personen sind, so ähnlich wie eine Krone. Dieser Stab heißt Szepter.«).
Besonders einprägsam ist die Text- und Liederarbeitung, wenn sie mit den konkreten Gegenständen aus dem Lied unterstützt wird. Die meisten davon finden sich zuhause, in der Faschingskiste, oder können leicht improvisiert werden (z. B. gibt ein mit Alufolie umwickelter Stock ein hübsches Szepter). Sofern die aktuelle Hygienelage es zulässt, können in Kindergruppen jeweils vier Kinder pro Strophe in einer Reihe stehen und je einen Gegenstand halten, oder die Gegenstände werden auf einem Tisch oder in der Mitte eines Sitzkreises platziert. In jedem Fall können die Gegenstände von allen Kindern mit Gesten angedeutet werden.
Schön Singen!?
Noch ein Wort zur vermeintlichen Schwierigkeit des »schönen« Singens: Selbst ausgebildete Sängerinnen und Sänger haben wahrscheinlich Respekt vor dem Sept-Sprung zum dritten Takt hin. Es ist quasi unmöglich, diesen Ton »schön« zu singen, aber das ist in diesem kindlichen Faschingslied überhaupt nicht der Anspruch – im Gegenteil. Ermutigen Sie die Kinder doch einmal, genau diesen Ton so greißlig wie möglich zu singen, und der Spaß daran ist vorprogrammiert. Auch die Sext-Sprünge im Refrain dürfen regelrecht hinaufgezogen werden.
Im Refrain ist eine kleine Rhythmus-Übung versteckt. Die ganze Note mit ihren vier Schlägen wirkt im Gegensatz zu den vorherigen kurzen Noten sehr lang. Hier bietet es sich an, die vier Schläge mit Bewegungen, die die jeweilige Figur machen würde (s. u.), zu unterlegen. So müssen die Kinder den Takt auszählen. Und überhaupt steigert Mitwippen oder Hüftschwingen die Partystimmung!
Mögliche Erweiterungen
Der Refrain kann um zwei optionale Elemente ergänzt werden, die sich einzeln oder gleichzeitig dazu singen lassen: 1) Das rhythmische Element greift die Sprechübung aus der Einführung auf und klingt mit verstärkt betonten Konsonanten ähnlich wie eine Beatbox. Hieran können evtl. auch (vermeintliche) Singmuffel Spaß haben. Für die tiefen Basstöne könnten je nach Gelegenheit auch die Papas in den Gruppengesang mit einbezogen werden. 2) Die Überstimme verleiht dem Refrain einen interessanten Kontrapunkt.
Wenn nötig eine Vereinfachung
An zwei Stellen im Refrain können die grau markierten Noten ebenso gesprochen oder gerufen werden. Falls die optionalen Stimmen mit dazu gesungen werden, kann die Mehrstimmigkeit in Takt 7– 8 auf den Ton A der Hauptstimme reduziert werden.
Begleitung
Wichtig für den Charakter des Liedes sind wie auch beim Gesang die triolischen Swing-Achtel. Aber auch eine vereinfachte Begleitung in Viertelschlägen klingt gut!
Warum und wieso?
Dieses Lied ist quasi aus der Not heraus entstanden. Nach etlichen Jahren beim Kinderliedersingen der Katholischen Erwachsenenbildung Straubing (jeweils im Herbst und im Fasching) mit zahlreichen sangesfreudigen Kindern sind uns Singleitern irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes die Faschingslieder ausgegangen – ein neues musste her.
Ob im aktuellen Fasching überhaupt in Gruppen gesungen werden darf, ist noch fraglich. Zuhause darf man aber immer singen; in Schule oder Kindergarten funktioniert dieses Lied auch als gesprochener Rap.
Die fünf Strophen sind eigentlich nur Vorschläge. Welche gefallen Euch am besten? Als was würdet Ihr Euch gerne verkleiden? Weiterdichten strengstens erlaubt! Figuren und Gegenstände müssen sich nicht einmal reimen. Viel Spaß mit dem Lied Maschkera!
Zur Autorin
Birgit Tomys ist Lehrerin und Musikpädagogin und seit September 2020 an der Volksmusikakademie in Bayern für Volksmusik macht Schule! – Ein Projekt des Bezirks Niederbayern zur Stärkung der regionalen Identität tätig, das durch das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat maßgeblich gefördert wird. Daneben ist sie Redakteurin und Moderatorin bei BR Heimat. Als Musikerin ist sie bei verschiedenen Gruppen aktiv, u. a. bei der Großstadt Boazn, Bigband Dachau, Kapelle Kaiserschmarrn.