Editorial zwiefach 06-2020

»Staad, staad, dass ’s di net draht!« Gsangl

Liebe Sänger & Musikanten, liebe Leserinnen & Leser!

Es ist eine kleine Glaubensfrage, ob man nun »stad« oder »staad« schreibt, wenn man im bairischen Dialekt ausdrücken möchte, dass es still oder leise wird. Wir haben es auf unserer Titelseite gleich mit drei a geschrieben, quasi ganz »staaad«. Ethymologisch ist der Begriff wohl auf das Lateinische zurückzuführen: »­sedatus« = ruhig. Längst wird die »Staade Zeit« als Synonym für die ­Adventszeit verwendet.

Bei dem unscheinbaren Wörtchen »staad« kommt aber auch wieder einmal die Vielschichtigkeit unserer Sprache zum Ausdruck, denn je nachdem in welchem Zusammenhang man es verwendet, ändert sich der Duktus und von Stille ist keine Spur mehr. Beispiele gefällig? »Auf geht’s, iatz packmas schee staad!« ( = schön langsam oder allmählich) oder »Da Herr Nachbar is a Staad­lustiger.« ( = verschmitzt) oder »Ganz staad håt er übers Fell gstricha.« ( = vorsichtig).

Mit der Stille ist es ohnehin so eine Sache, sie kann schnell mal bedrohlich werden, wenn etwa Totenstille herrscht. Sie kann aber auch beruhigend sein, wenn der Säugling gestillt wird und durch das Trinken zur Ruhe kommt. Am liebsten ist uns die Stille, wenn wir den Alltagslärm, die immerwährende Geräuschkulisse hinter uns lassen können, um in entspannter Atmosphäre ein wenig zu uns selbst zu finden, uns auf das Wesentliche konzentrieren zu können.

Eigentlich schon erstaunlich, dass die Musik, die den Hörsinn und zum besseren Verständnis häufig die Stille braucht, eben diese stört. Allzu oft wird die Musik in den Hintergrund gedrängt, begleitet uns beständig als harmonisches Geräusch – egal ob live gespielt oder aus der Konserve. Da ist es kein Wunder, dass man das Zuhören verlernt, vielleicht sogar zum Weghören erzogen wird und der Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet ist. Grad in der Advents- und Weihnachtszeit gipfelt dieser Trend und Karl Valentins weiser Spruch nimmt unaufhaltsam Gestalt an: »Wenn die stade Zeit vorbei is’, werd’s a wieda ruhiga!«

Ein bisserl ruhiger möchte es in den nächsten Jahren Eva Haslbeck angehen lassen, die die »zwiefach« seit 2016 als Chefredakteurin begleitet hat. Die zweifache Mutter, begeisterte Musikantin und geforderte Ziachbauersgattin hat ihre vielschichtigen Aufgaben rund um die »zwiefach« leider kürzlich abgegeben, um sich neuen Aktivitäten zuzuwenden. Wir haben das ganz staad und voller Verständnis zur Kenntnis genommen und freuen uns darauf trotzdem zukünftig hin und wieder von ihr in unserem Magazin zu lesen.

Ich wünsche Eva und Ihnen einen schönen Herbst und eine besinnliche Adventszeit!

Ihr Roland Pongratz