editorial 04-2019
»Erst unterm Blätterhimmel wird der Mensch zum Menschen!«
Ludwig Tieck (1773 – 1853)
Liebe Sänger & Musikanten, liebe Leserinnen & Leser!
Ein paar Wochen noch, dann können zumindest die Schüler und Lehrer wieder die Beine etwas hochlegen und den Sommer in vollen Zügen genießen. Viele andere lassen sich da gerne anstecken und haben ihren Urlaub in fremden Ländern und Regionen längst gebucht. Die idyllischen und sehenswerten Ecken des eigenen Landstrichs zu entdecken, ist tatsächlich oft wesentlich schwerer als der Gang ins Reisebüro. Zu oft ist der Blick verstellt, zu sehr hat man sich an regionale Naturschönheiten schon gewöhnt. Nicht selten braucht es einen mehr oder weniger heftigen Anstoß von Dritten, damit man sich auf Spurensuche im eigenen Umfeld macht. Die Musik und die verschiedenen Veranstaltungsformen können hier gute Dienste erweisen.
In dieser »zwiefach«-Ausgabe berichtet etwa Franz Schötz von der berauschenden Fahrt des Bayerischen Volkstanzschiffs von Passau aus bis Engelhartszell und wieder retour. Wer schon einmal dabei war, der weiß, welch wunderbares Gefühl es für Tanzbegeisterte ist, Mitte Juli bei dieser sommerlichen Schifffahrt durch die herrliche Donaulandschaft zu gleiten und spritzige Tanzmusik zu genießen. Über ein Gipfeltreffen ganz besonderer Art informiert uns Evi Heigl: Ende August findet in Oy das Allgäuer Alphornbläsertreffen statt. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildet dabei ein Gemeinschaftschor mit sage und schreibe rund 300 Musikanten! Und Anfang September geht unter dem Titel Aufgspuit im Murnauer Moos ein groß angelegter Freiluft-Hoagartn über die Bühne. Dutzende Gesangs- und Musikgruppen lassen sich hören und bereiten den Zuhörern einen unglaublich schönen Sonntagnachmittag.
Ja und dann sind da noch die Volksmusikfestivitäten in Au in der Hallertau und in Eichstätt, um von den wie die Schwammerl aus dem Boden schießenden Blas- und Brassmusik-Festivals ganz zu schweigen, die Scharenweise die Besucher anziehen. Aber es müssen bei Leibe nicht nur die großen Gelegenheiten sein, bei denen Musi und Gsang das Draußensein versüßen, denken sie an die Almwanderung, den Feierabend mit den Nachbarn auf der Gredbank … Romantisch? Kitschig? Vielleicht!
Seit Generationen hallt die Allerweltsweisheit von Eltern durch die Kinderzimmer: »Geh mal nach draußen, das tut dir gut!« Selber früher hundertfach gehört – und seither noch öfter erfahren: Es stimmt! Ein Tag an See oder Fluss, ein Stündchen in Wald oder Flur, sogar die Müdigkeit danach ist eine andere. Und wenn unsere Lieder und Weisen begleitend dazu erklingen oder man gar selber in die Saiten greift, dann gibt’s kaum was Erholsameres!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!
Ihr Roland Pongratz