Editorial 03-2019: Volksmusik ... Quo vadis! Die Zukunft der Tradition.

editorial 03-2019

»Alles neu macht der Mai!«

 

Liebe Sänger & Musikanten, liebe Leserinnen & Leser!

Wohin geht die Reise?«, so war kürzlich ein Diskussionsabend im Rahmen des 25. Seminars für Volksmusikpflege und -forschung in Bayern überschrieben. Sänger, Musikanten und Tänzer, aber auch Wissenschaftler und Volksmusikpfleger von den verschiedenen Vereinen, Verbänden und Institutionen, ja sogar Politiker, Medienvertreter und Ministerialen hatten sich zwei Tage lang Zeit genommen, um in der nigelnagelneuen Volksmusikakademie in Freyung intensiv Leitlinien, Konzepte und Inhalte für die künftige Ausrichtung der Volksmusikpflege in Bayern zu erarbeiten und darüber zu diskutieren. Es war ein anregender Gedankenaustausch. Viele Gemeinsamkeiten konnten festgeschrieben werden, das ein oder andere Missverständnis wurde ausgeräumt.

Ein wenig bedauerlich war, dass gerade die, die sich oft so leidenschaftlich und energisch für den Erhalt der Tradition einsetzen, nur spärlich bis gar nicht vertreten waren. Schade, denn es war eine einmalige Gelegenheit, bei der sie in der übrigen Szene für ihre Anliegen, für ihre Denkweisen hätten werben können. Denn eines hat sich bei all den Gesprächen, Arbeitskreisen und Vorträgen schnell herausgestellt: Die verbindenden Elemente sind wesentlich stärker ausgeprägt als die trennenden.

Für die Zukunft der Volksmusikpflege in Bayern ist vor allem der Dialog, der sich gegenseitig befruchtende Meinungsaustausch wichtig und ein respektvoller Umgang miteinander. Jede Menge Menschen stecken unglaublich viel Engagement, Zeit und Energie in diese schönste Nebensache der Welt. Das Freyunger Treffen hat ganz deutlich gezeigt, dass es eine unglaubliche Vielfalt von Herangehensweisen an den Themenkomplex Volksmusik gibt. Alle haben sie ihre Berechtigung und niemand braucht Angst haben, dass ihm oder kommenden Generationen etwas weggenommen wird – wenn überhaupt, dann wird es vergessen und genau dagegen wollen sich die Akteure stemmen.
Sie alle wollen dazu beitragen, dass großartiges Können und vielfältiges Wissen weitergegeben werden, damit auch die Kinder und Kindeskinder die unbändige Lebensfreude im gemeinsamen Singen, Tanzen und Musizieren entdecken können. Die Politik hat deutlich signalisiert, dass sie diese Anliegen weiter maßgeblich unterstützen will. Jetzt ist es an uns allen, sich nicht als kauzige Streithanseln im Trachtengwand zu präsentieren, sondern als moderne Menschen, denen die musikalische Volkskultur in all ihren Formen und Ausprägungen am Herzen liegt.
Bevor wir jetzt durch diese »zwiefach«-Ausgabe blättern, möchte ich an dieser Stelle auch ganz herzlich die früheren Leser der Harmonikawelt in unserer Runde begrüßen. Sie werden beim Durchblättern gleich feststellen, dass es in ihrer »zwiefach« jede Menge Interessantes zum Lesen, Singen und Musizieren gibt. Viel Vergnügen dabei!

Ihr Roland Pongratz