Vier Wochen Akkordeon: Das Akkordeonfestival Wien 2020
Vom 22. Februar bis 21. März 2020 steht Wien wieder für vier Wochen im Zeichen der Akkordeonmusik. Festivalleiter Friedl Preisl und seine Co-Kuratorin Franziska Hatz bringen erneut eine abwechslungsreiche Mischung aus regionalen und internationalen Künstlern auf die Bühne.
Text: Christina M. Bauer; Fotos: nanomusic, Gerald von Foris, Carlos Furman, Tomi Palsa.
Festival Nr. 21: Wieder haben Friedl Preisl und Franziska Hatz Ideen ersonnen, Musik ausgewählt, Musiker eingeladen, am Programm gewerkelt, Orte organisiert, und vieles mehr. Die Zeit rückt voran, im Februar sind die Ergebnisse auf der Bühne zu sehen, und zu hören. Über einen Monat werden Musiker aus Österreich und vielen anderen europäischen Ländern das Akkordeon in den buntesten Facetten beleuchten. Arnaud Methivier und Otto Lechner machen am 22. Februar 2020 den Anfang. Die zwei Akkordeonisten spielen des Öfteren munter in ihrem originellen Duo auf, Lechner an den Tasten, Methivier an den Knöpfen. Dieses Mal erweitern sie mit zwei Violinisten zu einem Quartett. Mit Methivier ist dann zugleich der gewählte Länder-Themenschwerpunkt Frankreich gestartet. Preisl hat immer wieder kleine Schwerpunkte durch die Auswahl bestimmter Bands gesetzt, in früheren Jahren sind auf diese Art unter anderem Spanien, Italien und die Schweiz präsentiert worden. Nun also soll Frankreich ein wenig in den Vordergrund.
Regionales Szenetreffen
Lechner ist einer der zahlreichen Musiker, der die regionale Wiener Künstlerszene vertritt. Er wird beim Festival noch bei einem zweiten Konzert zu hören sein, dann mit den "Wiener Ziehharmonikern". Akkordeonist Krzysztof Dobrek (mit seinem weltmusikalischen "Dobrek Projekt") und Walther Soyka (Schrammelharmonika) sind ebenfalls fast bei jedem der Festivals dabei. Wie Friedl Preisl im November von Wien aus in einem Gespräch berichtet, waren es anfangs Musiker wie sie, die ihn auf die Idee des Festivals brachten. Da war er noch nicht der rührige Kulturveranstalter, der er heute ist. Inzwischen zeichnet er für einiges verantwortlich, was sich in Wien tut: KlezMORE, Wiener Lied, und ...?, Adventskalender, und vor allem eben für das Akkordeonfestival. In den Anfängen 1999 war es für ihn ein zentraler Beweggrund, Künstlern aus Wien und Umgebung eine größere Bühne zu bieten und ihre Musik dem Publikum zu zeigen. Das ist ihm bis heute wichtig. Dieses Mal etwa wird unter anderem Heidelinde Gratzl am Akkordeon zu hören sein. Ein fast seit dreißig Jahren bestehendes Duo sind HP Falkner an der Steirischen Harmonika und Markus Binder an Schlagzeug oder Tuba. Als "Attwenger" kreieren sie eine sehr eigene, multistilistische Musik. Sie werden dieses Jahr ebenfalls die regionale Szene vertreten.
Internationale Gäste
Zugleich ist das Akkordeonfestival seit jeher eine internationale Kulturveranstaltung. So reist aus dem Schwerpunktland Frankreich noch das Quintett "Papiers d'Arménies" an. Akkordeonist Aret Derderyan hat eine kulturell vielseitige Band um sich geschart, mit der er sich besonders der armenischen Musikwelt zuwendet. Neben Gérard Carcian (Kamantcha), Dan Gharibian (Bouzouki, Gitarre, Stimme) und Macha Gharibian (Stimme) ist der selbst aus Armenien stammende Araik Bartikyan dabei, der das armenische Duduk spielt. Er hat dieses manchmal als "armenische Flöte" bezeichnete Musikinstrument einst beim weltberühmten Duduk-Spieler Djivan Gasparyan gelernt. Italien ist mit dem mehr der traditionellen Musik zugewandten Ricardo Tesi (diatonische Harmonika) und seinem jüngeren Landsmann, dem Jazz-Akkordeonisten Luciano Biondini, repräsentiert. Aus Finnland ist Jaako Laitinen mit seiner Band Väära Raha (Harmonika: Marko Haitari) und einer musikalischen Mischung von Gypsy Musik bis Tango dabei.
Über die Jahre hat Preisl oft besonders Künstler aus den europäischen Nachbarländern eingeladen. Einige machen sich aber aus dem nicht-europäischen Ausland auf den Weg nach Wien. Aus Buenos Aires zu Gast: das Duo César Lerner (Akkordeon) und Marcelo Moguilevsky (Klarinette). Lerner ist in Argentinien vor allem als Filmkomponist bekannt. Gemeinsam mit Moguilevsky aber wendet er sich einer besonderen musikalischen Mischung mit Elementen von Klezmer, Tango und Jazz zu. Three for Silver mit Willo Sertain (Akkordeon, Stimme) und Lucas Warford (Bass, Stimme) spielen eine von Bluesrock, Folk und Chanson beeinflusste Musik, die sie selbst bisweilen "Doom Folk" nennen. Die beiden aus dem amerikanischen Portland stammenden Musiker erweitern ihr Duo durch wechselnde Gastmusiker, etwa an der Violine, immer wieder zum Trio. Wie jedes Jahr wird es abgesehen vom und verknüpft mit dem vielseitigen Musikprogramm zusätzlich andere Performances geben, etwa Tanz und Film. Wer selbst spielen und nicht nur zuhören möchte, kann im Kontext des Festivals aus einigen Workshops wählen. Preisl erwartet ähnlich wie in den Vorjahren um die 7000 Besucher aus Österreich und den benachbarten Ländern. Je nach gewählter Location können zwischen 150 bis 500 Zuhörer ein Konzert besuchen. Diese Größenordnung ist ganz in Preisls Sinne. "Ich möchte den Künstler-Publikums-Kontakt haben", stellt er zu diesem Aspekt fest. Bei großen Bühnen, wo die Musiker nach dem Konzert von der Bühne gehen, ist das eine andere Situation. Ein interessantes Programm, so zeichnet sich jetzt schon ab, wird Wien im Februar und März wieder für einige Wochen zur "Akkordeon-Hauptstadt" Europas machen.
Veranstalter: Friedl Preisl.
Ort: Wien, verschiedene Spielorte.
Zeit: 22.2.-21.3.2020.
Weitere Infos: www.akkordeonfestival.at