Maxim’s Group

Tradition und Veränderung

Maximiliano Ciucciomei führt eines der relativ jungen Unternehmen in der ­italienischen Akkordeonstadt Castelfidardo. Seit 15 Jahren werden dort „alte Schätze“ wie die ­berühmten Akkordeons von Settimio Soprani und Sonola mit ihren Besonderheiten wiederbelebt und neue Modelle und Fertigungsweisen entwickelt. Im Interview spricht ­Ciucciomei über die Suche nach dem besten Sound, über Wettbewerb und Kooperation, manchmal ungewöhnliche Fertigungs­prozesse – und ein neues Signature-Modell für den vielfach ausgezeichneten, italienischen Musiker Pietro Adragna.

Interview und Text: Christina M. Bauer Fotos: Maxim’s Group

Maximiliano Ciucciomei sitzt für unser Interview in Castelfidardo in seinem Büro vor dem Computer. Momentan werden im Unternehmen Akkordeons gefertigt, alle können arbeiten. Aber so wie jeder Hersteller am Ort haben Ciucciomei und seine Belegschaft immer einen Blick auf die Covid-​Neuigkeiten in der Umgebung.

  • Wie hat sich Ihr Unternehmen Maxim’s Group entwickelt?

Hier in Castelfidardo hat jeder jemanden in der Familie, den Vater oder Großvater, der Akkordeons gebaut hat. Bei mir mir war es genauso, mein Großvater hat Akkordeons gebaut, mein Vater hat das gemacht, und ich führe diese Tradition fort. Vor 15 Jahren habe ich noch bei einem Unternehmen gearbeitet, das nicht mein eigenes war. Ich hatte vor, etwas Eigenes zu versuchen, mit einigen Marken, die in der Akkordeonwelt eine besondere Geschichte haben. Es gab viele Veränderungen in der Vergangenheit, und diese Firmen haben alle zugemacht, wie Settimio Soprani, Crucianelli, Frontanelli und Sonola. Meine Idee war, diese Marken wieder herzustellen und damit in den Markt zurückzukehren.

  • Es gab und gibt so viele Akkordeonmarken und Modelle, warum haben Sie diese vier ausgewählt?

Ich wählte die aus, deren Geschichte ich gut kannte. Ich kenne die Arbeit, die Settimio Soprani gemacht hat, er war der Bruder vom ersten Hersteller Soprani. Crucianelli habe ich ausgewählt, weil sie ebenfalls eine bekannte Historie haben in der Szene. Diese vier Marken, sie haben wirklich Geschichte gemacht in der Welt des Akkordeons. Sie haben früher sehr viele Akkordeons weltweit exportiert, vor etwa 20 bis 25 Jahren haben sie geschlossen. Ich versuchte also ein Comeback für diese Marken.

  • Sie wollten, dass diese Akkordeonmodelle weiter bestehen.

Settimio Soprani hat früher mehr als 20.000 Modelle im Jahr hergestellt. Crucianelli war vor allem in Frankreich sehr berühmt. Sonola war das Unternehmen, das damals das erste Jazzakkordeon hergestellt hat. Jede dieser Firmen war für mich etwas Besonderes, und ich wusste, wenn ich diese Marken wieder herstelle, muss ich niemandem daran erinnern, welche Akkordeons das sind, jeder erkennt sie sofort.

  • Was Sie anfertigen, sind das dieselben Modelle wie damals oder werden sie jetzt ein wenig anders hergestellt?

Bevor ich mit der Produktion anfing, sammelte ich die alten, berühmten Akkordeons. Als die Fertigung losging, fing ich zuerst nur mit Modellen an, die den alten entsprachen. Der Markt fordert auch Musikinstrumente in neuem Design. Also fertige ich jetzt einerseits ältere Modelle, und andererseits neue, die den Wünschen verschiedener Musiker entsprechen.

  • Werden die alten Modelle nun ganz genauso wie früher gefertigt?

Die Ästhetik und das Design sind genau gleich. Einige Teile sind allerdings anders. Vor 50 Jahren wurden Akkordeons auf eine bestimmte Art angefertigt, und es gab besseres Holz. Wir versuchen das heute genauso zu bauen, und erreichen das zu etwa 90 Prozent. Die Akkordeons zu 100 Prozent gleich zu bauen, das ist unmöglich.

  • Gibt es Leute in Ihrem Unternehmen, die früher bei den betreffenden Herstellern gearbeitet haben?

Es sind einige Mitarbeiter dabei, von denen der Vater oder Großvater bei einem dieser Hersteller gearbeitet hat. Diese Arbeit können nur Menschen machen, die die Tradition dieser Akkordeons kennen. Da stelle ich ein altes Modell auf den Tisch und sage: ‚Ich möchte genau diese Akkordeons bauen, so wie damals.‘ und sie wissen, was zu tun ist.

  • Würden Sie uns etwas über Ihre neuen Akkordeons berichten, die Sie entwickelt haben?

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