Das Global Accordion Project Orchestra

Orchester auf dem Schirm: Das Global Accordion Project Orchestra

Wenn wegen einer Virenpandemie keine Konzerte möglich sind, was wird dann aus den Akkordeonorchestern? Viele haben sich in den letzten Wochen gelungene Onlineformate einfallen lassen. Unser Autor Marco Röttig ließ sich von Dirigent Ian Watson und Sam Cullen vom London Accordion Orchestra Einblicke in das Entstehen eines besonderen Olineformats geben: das Global Accordion Project Orchestra (GAPO). Als einer von über 100 Akkordeonisten weltweit spielte er außerdem selbst mit.

Interview und Text: Marco Röttig; Fotos: London Accordion Orchestra

Das Coronavirus hat die Welt fest im Griff. Ein Ende ist derzeit, im April, noch nicht abzusehen. (Laien)Musikern wurde ihr wichtigstes Lebenselixier genommen: Das (gemeinsame) Musizieren mit Musikerkollegen und Freunden, sowie die Auftritte vor Publikum. Für viele Profis sind die finanziellen Auswirkungen der Einschränkungen bisher nicht absehbar. Sie werden immens sein, bedrohen viele Existenzen und das gesamte Kulturleben. Als eine Art virtuelles Lebenszeichen an Fans und Zuhörer produzieren inzwischen viele Musiker „stay at home“-Videos, YouTube-Livekonzerte oder digitale Mitteilungen. Ensembles, Orchester und Vereine mussten ihren Probenbetrieb einstellen. Ian Watson und Sam Cullen vom London Accordion Orchestra haben innerhalb kürzester Zeit ein großartiges Onlineformat aus dem Boden gestampft, das Global Accordion Project Orchestra. Beeindruckend ist besonders die Zahl und die internationale Herkunft der Teilnehmer. Im schriftlichen Interview gaben sie Einblicke, wie und mit welchen technischen Mitteln sie das hinbekommen haben.

- Ian, wie hast du es geschafft, weltweit so viele Musiker in so kurzer Zeit zu erreichen und für dieses Projekt zu aktivieren? Was gab den Ausschlag dafür?

Ian Watson: Viele meiner Künstlerfreunde aus anderen professionellen Musikbereichen initiierten und veröffentlichten bereits früh zu Beginn der Coronapandemie Online-Ensemble- und Orchesterauftritte. Für Akkordeonorchester existierte so etwas zu der Zeit noch nicht. Also beschlossen Sam und ich, dass wir ein Format für Akkordeonorchesterspieler anbieten wollten. Es schien uns interessanter, das als eine Mitmachaktion für jeden auch außerhalb unseres Orchesters, des London Accordion Orchestra, zu machen, und es international zu ermöglichen. So entstand der Name Global Accordion Project Orchestra (GAPO). Zur Akquise der Teilnehmer erstellten wir ein Video von mir, in dem ich Spieler aus aller Welt zur Teilnahme einlud. Beworben haben wir das über die Facebook-Fanpage des London Accordion Orchestra. Unsere Seite hat viele Follower und so wurde das Video sehr oft und in vielen Ländern geteilt. Es erreichte viele interessierte Akkordeonisten. Nach kurzer Zeit hatten wir 200 Rückmeldungen von Akkordeonisten, die gern mitmachen wollten. Das war einfach großartig! Wir haben uns sehr über diese große Resonanz gefreut. Wir konnten 150 Mitspieler in das Vorhaben mit aufnehmen, da wir sehr viel Zeit für die Video- und Audionachbearbeitung einplanen mussten. Letztendlich haben 100 Teilnehmer ihre Videos per Email eingesendet.

- Das Stück, das von den Teilnehmern gespielt wurde, ist eine Originalkomposition von dir, Ian. Kannst du uns etwas dazu sagen? Der Titel "Peace" passt perfekt in die derzeitige Situation.

Ian Watson: Ich komponierte es, als ich auf einer Konzerttournee in Frankreich unterwegs war. Als ich einen Ausflug zu den Stränden der Normandie machte, konnte ich die Geschichte und Bedeutung dieses Ortes förmlich spüren. Bei der Komposition geht es um den Kampf um Frieden in Bezug auf politische Konflikte, aber auch darum, inneren Frieden und Zufriedenheit in unserem eigenen Leben zu erreichen. Ich hielt es für eine gute Idee, in diesen für alle doch sehr unsicheren Zeiten dieses Werk auszuwählen.

- Was sind die nächsten Projekte des GAPO? Was sind die weiteren Pläne in der Zukunft?

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