Rezension
Vincent Peirani & Émile Parisien: Abrazo
(Act music, 2020)
Text: Christina M. Bauer / Foto: Act music
Die französischen Jazzer Vincent Peirani und Émile Parisien machen sich mal wieder daran, mit Akkordeon und Sopransaxofon ein kontrastreiches Repertoire zu Gehör zu bringen. Beide treten seit Jahren international in variierenden Ensembles auf und schreiben dafür eigene Stücke. Seit sie im Ensemble ihres Landsmannes Daniel Humair vor acht Jahren erstmals miteinander auf der Bühne standen, treten sie außerdem als Duo auf. In dieser Besetzung reisten sie international, spielten hunderte Konzerte, veröffentlichten vor sechs Jahren ein erstes Duo-Album und erhielten einige Musikpreise.
Abrazo ist nun ihre zweite Einspielung. Es sind von beiden Musikern Originalkompositionen dabei. Ansonsten haben sie sich für ihr Repertoire kontrastierende Stücke ausgesucht und sie gekonnt für Akkordeon und Sopransaxofon arrangiert. Völlig klar, dass bei diesen beiden auch immer viel Platz für Improvisationen bleibt.
Jelly Roll Morton (The Cave), ein Wegbereiter des frühen Jazzklaviers, ist dieses Mal ebenso vertreten, wie Tango- und Bandoneonurgestein Astor Piazolla (Fuga y misterio, Deus Xango). Der spanische Komponist und Violinist Xavier Cugat begegnet der amerikanischen Popkünstlerin Kate Bush und dem argentinischen Musiker Tomas Gubitsch.
Peirani und Parisien arrangieren und interpretieren die Stücke in einem jazzbeeinflussten Tangostil. Da wird sich temperamentvoll umgarnt und im musikalisch-dialogischen Schlagabtausch scharmützelt. Anderswo werden fließende Melodielinien ineinander verflochten, und bisweilen taucht das Duo auf einmal ab in eine etwas düstere Melancholie. In meist flotten Rhythmen treibt einer den anderen an, verschwindet Peirani in den dezent begleitenden, harmonischen Hintergrund und lässt Parisien solistisch glänzen, und umgekehrt.
Zweifellos ist Peirani ein Künstler, der aus dem Akkordeon ein enormes Spektrum klanglicher Nuancen herausholen kann, flirrend und luftig, fast fragil, oder breit und gewichtig aufspielend. Mit Parisien, einem Musiker mit wendigem und facettenreichen Ton am Sopransaxofon, hat er ein ausgesprochen passendes Gegenüber.