Latin Fusion: Palo Santo
Was für eine Saison für eine Festivalband, (fast) ohne Festivals! Aber im August ging es für Palo Santo in München endlich wieder auf die Open Air-Bühne. Für die tanzbare Melange aus Cumbia, Merengue, Sambareggae, Rock und mehr ist das die ideale Konzertsituation. Dass die Lieder wirklich nach Lateinamerika klingen, hat mit der Biografie der Musiker zu tun. Nord, Süd, West, Ost, alle Gegenden des südamerikanischen Kontinents sind vertreten, wenn von Frieden, Liebe oder Abenteuer gesungen wird. Da mischen Congas, Timbales, Guache, Maracas und Charango mit, neben Gesang, Bass, Gitarren und Schlagzeug. Bandleader Paco Blanca aus Chile singt, spielt Gitarre - und Akkordeon, wenn auch viel zu selten.
Text: Christina M. Bauer; Fotos: Palo Santo, Christina M. Bauer
In der abendlichen Augustsonne tummeln sich hüftschwingende Tänzer, jubelnde Fans und hüpfende Menschen jeden Alters. Eine lateinamerikanisch-internationale Melange von Cumbia, Merengue, Reggae, Sambareggae, Rock und anderen Einflüssen sorgt für ausgelassenes Sommerabend-Flair. Die Band Palo Santo ist für solche Auftritte prädestiniert. Es sind immerhin sechs Musiker aus fünf lateinamerikanischen Ländern, die sich da zusammengefunden haben. Chile, Argentinien, Mexiko, Brasilien und die Dominikanische Republik, von dort haben sie jede und jeder auf seine Art ihren Weg nach München gefunden. Da haben sie sich kennengelernt, deswegen gibt es nun seit 13 Jahren Palo Santo. Auf deutsch übersetzt heißt das Heiliges Holz. Nach traditioneller, meditativer Schamanenzeremonie klingt die Musik allerdings nicht.
Paco Blanca hält die bunte Combo zusammen, die nach einigen Wechseln seit drei Jahren konstant ist. Der Bandleader singt, spielt Gitarre und Akkordeon. "Ich liebe Akkordeon", schwärmt er. Um sich schart er Fabricio Cavalcante, der nicht nur ausgezeichnet Gitarre spielt, sondern außerdem schon mal zu Melodica oder Keyboard greift. Alejandra Marini singt, mischt außerdem an der Guache (einem lateinamerikanischen Shaker), Maracas und Ukulele mit. Mauricio-Jorán Cesena sorgt für die kräftigen E-Bass-Rhythmen. Unverzichtbar für die rhythmusbetonte Musik sind natürlich die Percussionisten, hier sind es gleich zwei. Hector Tapia trommelt Congas und Percussion, mischt sonst ab und an an der Flöte mit. Elyu Rodriguez ist Schlagzeuger, spielt zusätzlich Timbales und Percussion. Sie alle verknüpfen das Musizieren mit anderen Tätigkeiten, einige unterrichten in der Umgebung ihre Musikinstrumente, Gesang oder Tanz.
Latin Open Air im Werksviertel
Das Konzert ist Teil des über mehrere Bühnen und Wochen in ganz München verteilten Sommer in der Stadt. Da alles Open Air stattfindet, ist es an diesem Abend ein Glücksfall, dass sich einige gewitterartige Wolken gleich wieder hinwegbewegt haben und der Abend sonnig bleibt. Die Szenerie des Werksviertels, wo derzeit vieles baulich in Veränderung ist und durchgehend eine junge Konzert- und Partygängerszene hindurch strömt, ist ein guter Rahmen für eine solche Veranstaltung. Gleich um die Ecke soll in einigen Jahren der neue Konzertsaal stehen, bisher ist es Baufläche. Weitere Baustellen verteilen sich über das gesamte Gelände, dazwischen bunte Lokale und Clubs, wo derweil weitergefeiert wird.
Das mittendrin organisierte Open Air Konzert ist nicht nur für die etwa 150 Zuhörer sichtlich eine Freude, sondern zugleich für die Combo selbst. Der letzte Auftritt war im September 2019, vor fast einem Jahr. Erst musste sich Alejandra Marini wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus behandeln lassen und über längere Zeit auskurieren. Dann kam die Viruspandemie und brachte den Kulturbetrieb zum Stillstand. Nun also geht es endlich wieder auf die Bühne, und dass neben neuen Zuhörern eine über die Jahre gewachsene Freundes- und Fangemeinde dabei ist, ist unüberhörbar. Für den Moment sind die etwa 30 Konzerte vergessen, die sie allein dieses Jahr nicht spielen konnten, wegen Covid. Palo Santo ist vor allem eine Festivalband, tourt normalerweise den Sommer über von einer Open Air-Bühne zur nächsten. Einmal durch ganz Deutschland, nach Belgien, in die Schweiz, nach Österreich und Italien, über die Jahre haben sie einige Teile Europas bereist. Dieses Jahr gab es vor allem Absagen wegen des Virus, nach dem Konzert in München sollen Ende August zumindest einige Festivalauftritte in Werne stattfinden. Wie es danach weitergeht ist derzeit unklar.
Aus Südamerika nach München
Paco Blanca lebt seit 2004 in der bayerischen Metropole...