Kzryzstof Dobrek

Kzryzstof Dobrek

Dobrek Bistro  

Interview/Text: Christina M. Bauer Foto: Dobrek Bistro

Kzryzstof Dobrek lernte als Junge in Polen zunächst Akkordeon, nachher Fagott. Er wurde unter anderem von Roma-​Musik sehr beeinflusst. Seit 1990 lebt er in Wien. Er arbeitete für Theater und spielte in verschiedenen Bands, etwa Die Landstreich und Acoustic Drive Orchestra. Sein Ensemble Dobrek Bistro kreiert eine stilintegrierende Mélange von Bossa Nova, Tango, Salsa, Balkanfolklore, jiddischer Musik und französischer Musette mit Einflüssen aus Jazz und Klassik.

Kzryzstof Dobrek über das Akkordeon und Dobrek Bistro:

  • Sie hätten alles tun und auch alles spielen können, warum Akkordeon?

Das war nicht meine Entscheidung, ganz im Gegenteil. Ich habe mich redlich bemüht, kein Akkordeonist zu werden. Mit zirka 15 Jahren habe ich das Akkordeon eingepackt und hinter einem Schrank versteckt. Der Musikschule in Katowice habe ich den Rücken zugewandt, dafür fand ich eine Musikschule in Kraków, in der ich angefangen habe, Fagott zu erlernen. Etwas anderes, als Musiker zu werden, kam für mich nicht in Frage. Und so habe ich mehrere Jahre verbracht: Tagsüber zwischen Bach und Penderecki und nachts zwischen Louis Armstrong und Michael Brecker. Vom Akkordeon war keine Rede. Das Leben schrieb mir aber etwas anderes ins Drehbuch und so stand ich eines Tages in der Wiener Fußgängerzone und spielte Akkordeon. Doch auch da habe ich mich nicht wie ein Akkordeonist gefühlt. Ich weiß nicht mehr genau, wann das passiert ist, aber irgendwann stellte ich fest, dass ich meine Gedanken und Gefühle am besten ausdrücken kann, wenn ich Akkordeon spiele und da sagte ich mir: „Alter, ob du das willst oder nicht, du bist ein Akkordeonist.“

Die Jahre in Kraków waren wundervoll, aber jetzt, nach 30 Jahren, kommt es mir vor, als hätte ich damals in einem Schwarzweißfilm gelebt. Ich war in einer Blase, in der es nur Platz für Jazz und klassische Musik gab. Diese zwei auf dem Altar der Kunst geweihten Musikuniversen haben mein ganzes Leben gefüllt, alles andere war mehr oder weniger inexistent. In Wien dagegen, wo mehr als 100 Sprachen gesprochen werden, bin ich auf hunderte von Musikarten gestoßen, von deren Existenz ich keinen Schimmer hatte. Ich bin neugierig geworden auf all das, was ich nicht kannte. Die Vielfalt hat meinen Horizont erweitert, mein Musikverständnis verändert und aus mir den gemacht, der ich jetzt bin.

  • Wie entstand Ihre Band Dobrek Bistro?

Im Februar 1997 habe ich den Violinisten Aliosha Biz im Theater an der Wien bei den Proben zu Anatevka kennengelernt. Schon am zweiten oder dritten Tag habe ich ihm in der Garderobe einige Stücke von mir gezeigt und da war es um mich geschehen. Er hat meine Musik gespielt, als hätte er sie schon immer gekannt. So etwas, und in diesem Ausmaß, habe ich kein zweites Mal erlebt. Es war mir sofort klar, falls irgendwann irgendwas zustande kommen würde, dann nur mit ihm. Drei Jahre später, im Jänner 2000 wurde ich von Friedl Preisl mit dieser Frage angesprochen: „Ich mach demnächst das erste Akkordeonfestival in Wien, willst ned an Abend haben?“ Meine Antwort war: „Jo gern, aber i hob kane Band“. Drauf der Friedl Preisl: „Dann mochts halt ane“. 30 Minuten später saß ich in der Küche von Aliosha Biz und wir schmiedeten Pläne: Quartet? Quintet? Mit Schlagzeug? Ohne Schlagzeug? Geht sich das überhaupt aus? Sechs Wochen später war die Premiere.

  • Wie entsteht Ihr musikalischer Stilmix?

Um ein neues Stück zu erarbeiten, bringe ich immer so wenig wie möglich zu den Proben mit, am liebsten ein Notenblatt, auf dem nur die Melodie skizziert ist. Dann beginnt die Odyssee des Liedes. Wir segeln in allen möglichen Richtungen, probieren vieles aus, verwerfen eine Menge und nach einigen Proben haben wir meist mehrminütige Arrangements. Diese Herangehensweise ist sehr zeitaufwändig, aber auch sehr beglückend.

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