Dieser Artikel stammt aus akkordeon_magazin, Heft #27 vom August/September 2012
Sandi Jug
Der Allrounder der Oberkrainermusik
Text: Dr. Thomas Eickhoff; Fotos: Sandi Jug, Archiv
Volksmusik und volkstümliche Musik sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe, die jedoch immer wieder verwechselt werden. Wenn ein musikalisches Genre durchzogen ist von massentauglicher Unterhaltsamkeit, dann ist es wohl all das, was unter dem Deckmäntelchen der „heilen Welt“ im Einheitssound einschlägiger TV-Shows die Ohren umspült. Jene volkstümlichen Welten, zu deren Inbegriff der „Musikantenstadl“ mutierte, als der unvermeidliche Karl Moik noch den Saal zum Krachen brachte und der harmonikaspielende Florian Silbereisen in Stellung gebracht wurde, um mit dem aggressiven Charme eines Schwiegermuttertraums die Quoten der TV-Programme hochzuschießen. Euphorisch bejubelt und harsch kritisiert wurde der Kommerz mit der Volkstümlichkeit schon seit Jahrzehnten, wobei man immer den Eindruck gewinnen konnte, dass unter diesen volkstümlichen Szenemusikern mit eingefrorenem Dauergrinsen samt Hang zur Selbstverleugnung, alles durchweg „toll“ gefunden wurde, selbst wenn es galt, heiße Themen auf heißen Stühlen (man denke nur an einschlägige Sendeformate im Privatfernsehen der 80er!) selbstkritisch zu diskutieren.
Wie wohltuend ist es da, Musikern zu begegnen, die gewisse „Sonderheiten“ ihrer Zunft selbstkritisch beäugen und sich dennoch treu bleiben! Sandi Jug ist einer von ihnen – und vielleicht ist er gerade deshalb eine feste Größe in der Musikszene, weil er unbeirrt seinen Weg geht ‒ ohne faule Kompromisse und Schubladendenken, authentisch und immer offen für Neues. Leitstern ist dabei die Vielfältigkeit der Musik in umfassendem Sinne, denn sie umfasst mehrere Instrumente: neben dem Akkordeon noch Keyboard, steirische Harmonika, Gitarre, E-Bass und eine prägnante Singstimme. Als Landsmann seines großen Vorbildes Slavko Avsenik beherrscht Sandi Jug sein Instrument perfekt und verleiht so seiner Lieblingsmusik, der Oberkrainermusik, den richtigen, weil ehrlichen Ausdruck.
Darüber hinaus hat Sandi Jug seine langjährige Erfahrung als Akkordeonist und Pädagoge in einer neuen Akkordeonproduktion eingebracht. Zusammen mit dem italienischen Akkordeonhersteller Borsini, dem Akkordeon Centrum Brusch und der Firma HDSmusic ist hier eine Gemeinschaftsproduktion entstanden, die unter dem Label „Sandi Jug-Edition“ ein ambitioniertes Produkt auf den Markt bringt.
Das akkordeon magazin hat bei dem sympathischen Allrounder genauer nachgefragt, wie es um den Kosmos der Volksmusik und ihre „tümlichen“ Zweige bestellt ist und dabei die Welt der Oberkrainermusik besonders ins Visier genommen. Die erfrischend offenen, ehrlichen und selbstkritischen Antworten Sandi Jugs dürften in jedem Fall zum Vergnügen und Verständnis der Leser beitragen. Denn auch wer mitunter Sand im Getriebe der kommerziellen Volksmusik-Mühlen ist, kommt mit Beharrlichkeit und Konsequenz zum Ziel – und das erfolgreich ...
„Obercooler“ Oberkrainer ...?! ‒ Sandi Jug im Gespräch
Hallo Sandi, du giltst als ausgesprochen vielseitig, bist nicht nur mit dem Akkordeon, sondern auch mit Keyboard, steirischer Harmonika, Gitarre oder E-Bass unterwegs und lässt auch noch deine Stimme erschallen. Schlagen da ständig vier, fünf Herzen in deiner Brust oder gibt es doch eine besondere Passion? Wie geht das alles zusammen?
Ich denke, dass bei mir doch nur ein Herz schlägt – das für die Musik, und die wird in meinen Augen durch Rhythmus und guten „Background“ erst richtig gut. Denn all die Instrumente, die ich spiele, haben genau diese Funktion ‒ in den Musikrichtungen, die ich abdecke ... abgesehen von einigen Ausnahmen, sprich: Akkordeon-Solo oder auch mal Gesang. Aber prinzipiell fühle ich mich als „treuer und guter Begleiter“ am besten, und letztendlich ist jeder Solist oder „Star“ nur so gut wie seine Begleitband/-musiker. Und in dieser Funktion fühl ich mich wohl, es macht mir Spaß, z. B. für Performer und Frontmänner/-frauen der entscheidende Punkt für ein gelungenes Konzert oder eine CD-Produktion zu sein. Eigentlich hat sogar mein Werdegang als Berufsmusiker in einer Künstlerbegleitband begonnen und neben der festen Formation „Juchee“ als Akkordeonist und Sänger werde ich auch immer wieder als Begleit- und Studiomusiker zu Events und Aufnahmen gebucht. Die Frage, wie das alles zusammengeht, kann eigentlich nur meine Lebensgefährtin beantworten – wenn du den zeitlichen Aspekt meinst (lacht) – ansonsten habʼ ich meistens die gleiche Funktion, nur an verschiedenen Instrumenten ‒ so geht es halbwegs zusammen ...
Über einige Begebenheiten aus deinem Leben ‒ „vom musizierenden Kind zur gereiften Musikerpersönlichkeit“ ‒ wüsste ich schon gern etwas mehr ...
Angefangen hat es wie bei jedem anderen oder den meisten: Du siehst als Kind einen Künstler/Musiker, der dich total begeistert, und weißt gar nicht warum, weil du als Kind von Musik ja eigentlich keine Ahnung hast; es gibt nur „like“ oder „geht gar nichʼ…“ (Ich beobachte das zur Zeit bei meiner Tochter.) Du denkst nur: „Wenn ich mal groß bin, will ich das auch machen!“
Ich habʼ also eher nicht daran gedacht, Musik zum Beruf zu machen, sondern es ging mir einfach nur darum zu musizieren – ganz nach dem Motto „Just do it“. Dann bin ich da nach und nach hineingewachsen; jetzt „dreht sich das Rad“ und Musik ist mein Beruf – mit allen Höhen und Tiefen übrigens ... Also es gab Momente, da hätte jeder andere wahrscheinlich das Handtuch geschmissen, überwiegend aus Vernunft („Wovon willst du denn leben?“). Aber ich wollte Musik machen mit allen Konsequenzen, koste es, was es wolle. Und ich tue es heute noch.
Und du tust es in eine ganz bestimmte Richtung: Alle kennen sie, viele hören sie und du repräsentierst sie für Kenner und Fans der Szene in vorderster Reihe: die Oberkrainermusik.
Erklär bitte einmal: Was ist Oberkrainermusik eigentlich genau?
Ich versuchʼs mal kurz zu machen: Oberkrainermusik ist eine Besetzung aus Akkordeon, Gitarre, Bass/Bariton, Trompete, Klarinette und Gesang im Polka- und Walzertakt. Akkordeon ist dabei Rhythmus- und Soloinstrument kombiniert. Genau genommen müsste es heißen: „Das ist die Oberkrainer-Besetzung.“. Es gibt aber auch „eingefleischte“ Fans dieser Musik, die sind der Meinung, wenn eines dieser Instrumente anders „klingt“ als bei Slavko Avsenik, dann sei es keine Oberkrainermusik mehr ...
Nichtsdestotrotz: Oberkrainer-Ikone Slavko Avsenik ist erklärtermaßen dein großes Vorbild. Wer ist dieser Musiker, den jeder als Interpret seines Oberkrainer-Welthits „Trompeten-Echo“ kennt, und welche Bedeutung hat er allgemein und für dich persönlich?
Ich denke, dass Slavko Avsenik das Vorbild für jeden ist, der die Oberkrainermusik spielt. Schließlich hat er diesen Sound mit seinem Bruder Vilko „kreiert“ ‒ und er ist auch mit ein Grund, weshalb ich überhaupt Akkordeon spiele! Eigentlich kenne ich ihn gar nicht persönlich, wir haben auch noch nie richtig miteinander gesprochen. Hautnah erleben durfte ich ihn zum ersten Mal ‒ ob manʼs glaubt oder nicht ‒ erst letzten November in Begunje beim Konzert anlässlich seines Geburtstages. Da durften Robi Novak ‒ ein Schüler von mir, der den Avsenik-Wettbewerb gewonnen hat ‒ und ich den Akkordeon-Solopart übernehmen. Das war schon ein Kick – Slavko Avsenik im Publikum!
Ich hatte auch eine Phase, in der ich geglaubt habe, ich müsse Slavko Avsenik eins zu eins nachspielen und auch so sein und dastehen wie er auf der Bühne! (lacht) ‒ Denn wenn jemand sagte: „Der spielt wie der Avsenik!“, dann war das das größte Kompliment. Heute denke ich anders darüber; ich freue mich, wenn Kollegen anrufen und sagen „Das habʼ ich gleich gehört, dass du das gespielt hast!“ Oder wenn ich junge Akkordeonisten dabei ertappe, wie sie Passagen von mir abgeguckt haben –so wie ich in ihrem Alter. Aber bitte jetzt nicht denken, ich würde mich mit Slavko auf die gleiche Ebene stellen! Im Allgemeinen ist die Oberkrainermusik, speziell das Akkordeon, sehr auf Slavko Avsenik fokussiert. Es gibt aber noch einige stilistisch ganz wichtige Interpreten, wie z. B. Joze Burnik ‒ „Guten Morgen“ werden sicher viele kennen! Übrigens habe ich vor, eine CD mit Titeln aller Akkordeonisten, die diese Musik und vor allem mich geprägt haben, aufzunehmen. Aber mehr will ich dazu noch nicht verraten ...
Viele Menschen denken bei Oberkrainermusik vor allem an „Musikantenstadl“ und all jene Klischees, die sich um die große kommerzielle Medienwelt der „Volkstümlichen Musik“ mit all ihren Arten und Abarten rankt. Sind das alles nur Vorurteile?
Hm – das wäre jetzt fast so, als würde ich behaupten, Popmusiker sind alle auf Koks oder Speed. (lacht) ‒ Im Ernst: Ich denke, dass es nicht unbedingt Vorurteile sind. Denn das Musikantenstadl-Publikum will einfach nur lachende und grinsende Akteure sehen. Ich habe bei jeder TV-Sendung Diskussionen: „Lach doch mal!“ oder „Schau freundlicher!“ ... Warum? Keiner hätte es je gewagt, Bob Dylan zu sagen: „Bitte recht freundlich!“ – stimmtʼs? Ich bin mir selbst treu – nach dem Motto: Ich bin wie ich bin, wennʼs nicht passt, seid ihr vor der falschen Bühne oder vorm falschen Akteur. Ist nicht überheblich gemeint, ist aber genau jene Einstellung, die den meisten in der volkstümlichen Szene fehlt. Daher die Klischees und Vorurteile. Ich bin jedes Mal schockiert, wenn ich junge Leute im TV oder auf Autogrammkarten sehe, wie sie krampfhaft versuchen, einer Käuferschicht zu gefallen. Die tragen dann meist Klamotten und Frisuren, die schon „out“ waren, als ich geboren wurde ...
Ist durchaus nachvollziehbar ... Erlebt man dich hingegen als Mensch und Musiker oder sieht dich auf Ankündigungen oder Fotos, kommst du schon wesentlich „cooler“ daher und bist nicht gerade der Typus des biederen Volksmusikanten, wie er vor zwanzig Jahren im Buche stand oder über den Bildschirm flimmerte. Gibt es in der Szene Veränderungen, Richtungswechsel, neue Wege? Welche Beobachtungen hast du in den letzten Jahren gemacht?
Ich muss hier kurz gestehen, dass ich eigentlich auch ziemlich konservativ und „altbacken“ war, genau aus besagtem Grund: um in die Szene zu passen. Im tiefsten Inneren hat es mich aber schon immer genervt, dass man als Akkordeonist „uncool“ war, wobei mir auch auffällt, dass das Publikum oft dem Akteur ähnelt. Es passiert schon mal, dass ich irgendwo Leute kennenlerne, die tippen auf jedes Instrument, nur nicht aufʼs Akkordeon. Und schon sind sie beim nächsten Gig im Publikum ‒ und finden auf einmal die Oberkrainer gar nicht so schlecht. Fragt sich, ob vielleicht die Musikrichtung weniger „uncool“ ist als die Künstler, die sie spielen ...?
Welche Musik inspiriert dich? Hörst du überhaupt andere Musik als die „oberkrainische“?
Also richtig bewusst höre ich derzeit fast nie irgendeine Musikrichtung; da ich ja permanent mit Musik „konfrontiert“ bin, habe ich eher selten die Zeit, mir eine CD einzulegen. Ich bin da eher typischer Konsument, der den Sender im Auto lauter dreht, wenn ʼne tolle Scheibe läuft. Bin aber gerade dabei, Akkordeonisten wie Art Van Damme, Richard Galliano usw. zu entdecken ... Zur Erläuterung: Ich habʼ ja Akkordeon nicht studiert und war auch nicht in einer Musikschule. Alles, was ich über Musik weiß, wie z. B. Noten lesen, kommt vom Stundenplan in der Schule, der Rest vom Privatunterricht in Slowenien, wo nur „gekrainert“ wurde. Ich wollte ja nichts anderes machen, habe aber über meine Laufbahn und an verschiedenen Stellen, z. B. in Frankfurt auf der Musikmesse, neue Leute aus verschiedenen Metiers kennengelernt.
Akkordeonspiel und Oberkrainermusik – welche besondere Herausforderung stellt die Musikrichtung an das Instrument – musikalisch, technisch, klanglich?
Abgesehen von Klangcharakter und Sound stellt die Oberkrainermusik an ein Akkordeon keine wesentlich anderen Herausforderungen – oder braucht man in der Klassik und im Jazz kein Instrument, das „gut anspricht“, richtig gestimmt ist und einen dichten Balg hat? (lacht)
Was eher eine Rolle spielt ist z. B. das Gewicht, weil wir ja im Stehen spielen. Wir brauchen keine Melodiebässe, und wegen des Sounds geht ohne Cassotto gar nichts. 41 Tasten dürfenʼs schon sein – und ein paar schöne Register ... Nicht zu viel Tremolo ‒ das ist meiner Ansicht nach auch wichtig, denn ansonsten kommen dir Trompete, Klarinette und Gesang mit ihrem ausgeprägten Vibrato ins Gehege ...
Auch als Pädagoge bist du in Workshops sehr ambitioniert, du unterrichtest viel. Was möchtest du deinen Schülern vorrangig vermitteln?
Vorrangig ist der Spaß am Spielen und an der Musik. Ich versuche auch, dass jeder das Musikstück, das er spielen möchte, anfängt zu verstehen – nur so bringt er es zum „Klingen“.
Ich möchte Schülern auch nicht nur die Stücke „beibringen“, sondern versuche, dass sie lernen, eigenständig zu werden und zu denken. Stell dir das Horrorszenario vor: Ich höre alters- oder zeitbedingt mit dem Coaching auf – und dann gibtʼs kein neues Stück mehr?! Das kann nicht Sinn und Zweck des Coachings sein; es sollte eine Hilfe darstellen, damit der Musiker befähigt wird, sich selbst weiterentwickeln zu können.
Die Firma Borsini hat mit dir zusammen eine Sandi Jug-Edition entwickelt. Welche besonderen „äußeren und inneren Werte“ hat die von dir maßgeblich beeinflusste Modell-Reihe? Wandelt man als Spieler dieser Instrumente hautnah auf deinen künstlerischen Spuren?
Grundidee war es, ein optisch und technisch zeitgemäßes Instrument zu kreieren. Die „äußeren Werte“ liegen darin, dass das Design doch „neutral“, sprich: nicht nur für den Musikantenstadl, sondern auch für andere Stile und Musikrichtungen, tauglich ist. Bei den „inneren Werten“ hat man sich auch auf Altbewährtes berufen. Ich habe Borsini keinen Plan vorgelegt, wie er das Instrument bauen muss, sondern ich habe ihm meine Wunschliste gegeben, die er dann mit seinem Team umgesetzt hat. Ich wollte z. B. ein leichtes Instrument, eben wegen des Spielens im Stehen während der Gigs. Kompakt sollte es auch sein ‒ es gibt „on tour“ nichts Entspannenderes, als einen Kaffee am Flughafen mit seinem Akkordeon im Handgepäck ‒, aber trotzdem 5-chörig und mit allen Registern, denn ich spiele ja nicht nur Oberkrainer. Bezüglich der Stimmung galt: wenig Tremolo bitte! Für die Bühne noch gute Mics von HDSmusic ‒ und da war sie dann: die Borsini Sandi Jug-Edition. Und damit wandelt man hautnah auf den Spuren der „künstlerischen Freiheit“, die ich so genieße. Wir wollen mit diesem Instrument genau diese Freiheit vermitteln und niemanden in irgendetwas hineinzwängen ...
Deine musikalischen Wünsche, Träume, Visionen?
Solange ich Zuhörer oder „Fans“ habe – die Zahl ist da eher sekundär –, die mich bei meinen Auftritten besuchen, „mitgrooven“, ein zufriedenes Lachen haben und applaudieren, kurz: es Leute gibt, die mir zuhören und denen ich Freude bereite, solange das so ist, denke ich, ist mein Wunsch erfüllt, meine Vision im vollen Gange! Ich bin mittendrin in meinem Traum – also psst! Jetzt bitte nicht wecken ...
Tipps vom Profi – Sandi Jug empfiehlt:
Ganz wichtig, bevor ihr ein Instrument probiert: Fragt euch zuerst, was ihr überhaupt erwartet. Dann gibtʼs auch keine enttäuschenden Tests. Ich bin der Meinung, dass heutzutage keine schlechten Instrumente gebaut werden – es gibt nur unpassende Instrumente oder einen nicht getroffenen Geschmack hinsichtlich Klang und Design. Mal ehrlich: Ist doch alles relativ!
Traut euch auch mal was Neues! Die alten 123er Mercedes waren sicher „die besten Autos“, aber stellt euch vor, ihr fragt beim Autohändler nach „dem Besten“, weil ihr für eine Tour ein zuverlässiges Auto braucht – der bekommt sicher ʼnen Lachkrampf ...
Ich würde auf das Gewicht achten: Wie liegt das Instrument an? Auch beim Testen offen für was anderes oder Neues sein ‒ ihr wisst gar nicht, was ihr euch sonst vorenthaltet an Erfahrung und Spaß ... und nach Jahren bekommt ihr sowieso Lust auf was Neues, denk ich mal!
Für Bühnenmusiker kann ich die HDSmusic Mikrofonsysteme empfehlen, am besten mit Funk für Bewegungsfreiheit, vor allem Solisten dürften Freude mit den Bassmikros haben!
Klar: Ich habe bei deren Entwicklung mitgewirkt ‒ würde sie aber selbst nicht spielen, wenn sie nicht gut wären. Oder denkt ihr, ich hab Lust auf schlechten Sound ...?
Im Workshop mit Sandi Jug ‒ Einblicke von Martin Aigner
Wie unterrichtet Sandi Jug, was ist ihm wichtig? Beim Oberkrainerfestival in Ruhpolding nahm der Akkordeonist Martin Aigner an einem Workshop von Sandi Jug teil und schildert hier seine Eindrücke.
Geboren 1978 in Pfarrkirchen (Niederbayern), ist Martin Aigner seit dem 15. Lebensjahr auf der Bühne zu Hause. Nach seiner Akkordeonausbildung folgte eine erfolgreiche Akkordeonorchesterzeit, anschließend gab es viele verschiedene Formationen mit und um Martin Aigner. Als Fan der slowenischen Musik ist es sein großer Traum, ein Ensemble im echten Oberkrainerstil zu gründen. Derzeit wirkt er als Akkordeonist, Keyboarder und Entertainer bei www.neuhofener.de.
Fliegende Finger & rauchende Köpfe
Endlich hatte es geklappt – der Termin für einen lang ersehnten Workshop mit dem Oberkrainerprofi Sandi Jug stand in meinem Kalender. Freude und der Drang, nun erst recht Tag und Nacht zu üben, machten sich breit. Mein erster Workshop bei Sandi Jug fand in Ruhpolding, beim großen Oberkrainerfestival statt. Optimal ist, dass Sandi seine Workshops nicht nur „bei sich zu Hause“ anbietet, sondern allem Anschein nach auch, wenn er unterwegs ist. Für mich, und bestimmt auch für viele andere Kursteilnehmer, eine fantastische Sache – da Slowenien nicht für jeden der kürzeste Weg ist.
Und das Tolle ist: Sandi kann fast jeden Ort zum Workshopraum machen! So musste vom ursprünglich zur Verfügung gestellten Raum abgewichen werden, aber unkompliziert wie Sandi ist (und wie es im Übrigen auch seine Kursteilnehmer sind), wurde der nahe gelegene Umkleideraum der Eissporthalle kurzerhand umfunktioniert. Im Endeffekt zählt nicht das „Wo“, sondern das „Wie“ – und das „Wie“ war großartig.
So war es auch kein Wunder, dass sich im Stundentakt die Workshopteilnehmer die Klinke in die Hand gaben. Mit Sicherheit eine Herausforderung für Sandi, die er aber professionell bewältigte. Immer wieder aufs Neue musste er sich auf einen „Schüler“ einstellen: Fragen und Wünsche, bestimmt auch das eine oder andere Problem, das die Kursteilnehmer mit seiner Hilfe zu lösen versuchten, um somit ihre Spielweise zu verfeinern. Sandi ging nicht stur nach Schema F vor ‒ er passte seinen Unterricht an jeden Einzelnen an.
An diesem Tag war von jugendlichen Akkordeonisten bis hin zu „alten Tasten-Hasen“ alles vertreten. Eines hatten aber sie gemeinsam: Sie sind überzeugte Fans der Oberkrainermusik. Und da hatte man mit Sandi Jug einen talentierten Workshopleiter gefunden – einen wahren Spezialisten für dieses Fachgebiet eben – darin waren sich alle Kursteilnehmer einig.
Der Aufbau des Workshops ist immer ganz unterschiedlich und individuell auf jeden Teilnehmer zugeschnitten. So ist es auch verständlich, dass Sandi im Vorfeld ein paar Dinge zur Spielweise der Teilnehmer wissen möchte. Grundsätzlich bietet er zwei Kurse im Einzelunterricht an. Kurs 1 beinhaltet Tipps zur Körperhaltung, Instrumentenposition, Balgführung, allgemeinen Spiel- und Übungstechnik (Fingersatz, die viel gefragte Oberkrainerbegleitung, Akkorde ...).
In Kurs 2 wird speziell auf das bestehende Repertoire und auf neue Wunschtitel eingegangen. Hierzu werden Interpretationen erarbeitet und es gibt die nötigen Tipps für den Oberkrainer-Akkordeonisten ‒ ob als Solist oder in einer Original-Besetzung.
Da ich gleich beide Kurse des Workshops, verteilt auf zwei Tage, gebucht hatte (sicher ist sicher), verschmolzen die Bereiche ineinander. Für mich persönlich war dies optimal. Die Kurse, mit der Dauer von einer Stunde, sind leider viel zu schnell vergangen. Man bekam aber genügend Aufgaben mit auf den Weg, sodass man auch die kommenden Wochen mehr als beschäftigt war.
Ein einstündiger Kurs pro Tag ist ausreichend, denn schon nach dieser Stunde kann es passieren, dass einem buchstäblich „der Kopf raucht“, selbst wenn Meister Jug das Ganze in passend große oder kleine Stückchen und angemessener Geschwindigkeit vermittelt.
Resümee: Ein wirklich hilfreicher Workshop mit einem erfahrenen Ausbilder, der mit seiner lockeren und unkomplizierten Art überzeugt. Jederzeit wieder!